Symbolbild: Polizeirazzia bei mutmaßlichen Neonazis (AFP)
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Am 2. April soll es in einem Klubhaus nahe Memmingen, das von Rechtsextremisten genutzt wird, zu einem Konzert mehrerer Nazi-Bands gekommen sein. Dies berichtete das lokale Watchblog „Allgäu rechtsaußen“. Einige der beteiligten Akteure seien bereits mehrfach durch Terrorverherrlichung in Erscheinung getreten. Die Polizei will darüber nicht informiert gewesen sein. Allerdings hatte der Staatsschutz, wie ein anderes Watchblog mitgeteilt hatte, erst anderthalb Wochen zuvor eine Razzia im selben Milieu abgehalten.

Rechtsterrorismus in Texten verherrlicht

„Allgäu rechtsaußen“ zufolge lud die sogenannte Kameradschaft „Voice of Anger“ in das Klubhaus, wo an besagtem Abend die Bands „Kodex.Frei“, „Heiliger Krieg“ und „Antikonform“ gespielt hätten. Alle drei Bands veröffentlichen ihre Tonträger auf dem „Oldschool Records“-Label, das von der Kameradschaft, die als die größte in Bayern gilt, selbst betrieben wird.

Die Bands sind ebenso wie „Voice of Anger“ selbst im neonazistischen Spektrum international vernetzt. Zu ihrem Kernpublikum zählt das berüchtigte „Blood & Honour“-Milieu und in Texten werden dessen paramilitärische Vereinigung „Combat 18“ und der Rechtsterrorismus glorifiziert.

Im Jahr 2006 wurden Mitglieder der damals noch unter dem Namen „Race War“ auftretenden späteren Band „Heiliger Krieg“ vom Stuttgarter Landgericht wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung verurteilt. Die deutsche Division von Blood & Honour ist bereits seit 2000 verboten, „Combat 18 Deutschland“ seit 2020.

Klubhaus selbst wurde bei Razzia durchsucht

Dass die Veranstaltung stattfinden sollte, war der örtlichen Polizei „nicht bekannt“, äußerte das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West gegenüber dem Watchblog. Entsprechend wurde dieses „nicht polizeilich begleitet“, hieß es weiter. Auch bezüglich vorangegangener oder allfällig noch geplanter Veranstaltung der neonazistischen Musikszene will man über keine Erkenntnisse verfügen.

Dies wirft jedoch Fragen auf - nicht zuletzt bezüglich der Effizienz des Informationsflusses innerhalb des Polizeiapparates vor Ort. Immerhin, so schreibt das bundesweite Watchblog „Endstation Rechts“, hätten Ermittler der Staatsschutzabteilung der Polizei Memmingen am 23. März, also nur anderthalb Wochen vor dem Konzert, mehrere Objekte mutmaßlicher Anhänger der „Voice of Anger“-Kameradschaft durchsucht.

Neben dem Klubhaus in Buxach-Hart selbst seien Immobilien in den Landkreisen Unterallgäu, Günzburg und Memmingen sowie in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sowie in Baden-Württemberg und NRW durchsucht worden – ebenso wie Mobiltelefone von Tatverdächtigen. Ein Hinweis auf ein mögliches Konzert nur wenige Tage später hat das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West offenbar jedoch nicht erhalten.

Mehr zum Thema: Verfassungsschutz prüft Verbindungen von „Combat 18“ zur Terrorzelle NSU

TRT Deutsch