Symbolbild. (dpa)
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Die Zahl der in Deutschland untergetauchten rechtsextremen Personen hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) waren es damals 266 rechtsextreme Personen, nach denen gefahndet wurde, die aber nicht gefunden werden konnten. Zuletzt zählte das BKA jedoch bereits 596 Rechtsextreme, nach denen gefahndet werde. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“.

Bevölkerungsstärkstes Land NRW nur auf Platz 2

Aus dem Freistaat Bayern stammen dabei mehr Rechtsextreme, nach denen gefahndet wird, als aus jeglichem anderen Bundesland. Diesbezüglich führte die „Süddeutsche Zeitung“ eine Recherche mithilfe der Plattform „Frag den Staat“ durch. Diese ergab, dass die Polizei in Bayern zuletzt 128 Rechtsextreme vermisste.

Die Zahl liegt um mehr als das Doppelte über jener von Sachsen oder Berlin, wo 47 bzw. 56 Neonazis untergetaucht sind. Im Vergleich zu Niedersachsen sind es vier Mal so viele „Abgetauchte“ und sogar sechs Mal so viele wie in Hessen. Auf dem Platz hinter Bayern folgt das wesentlich mehr Einwohner zählende Bundesland Nordrhein-Westfalen (98). Problem seit Untertauchen der NSU ein akutes

Das Problem untergetauchter Rechtsextremer ist spätestens seit Auffliegen der Terrorserie der Neonazi-Gruppe NSU ein besonders heikles. Die per Haftbefehl gesuchten Mitglieder der Terrorzelle waren 1998 abgetaucht und fast 14 Jahre unter dem Radar von Fahndern geblieben. In dieser Zeit verübten sie zehn Morde, drei Bombenanschläge und weitere Straftaten. Aufgeflogen sind sie nicht aufgrund eines Ermittlungserfolges, sondern durch Zufall.

Der Präsident des BKA, Holger Münch, sprach in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ von einem „Corona-Effekt“, der den Anstieg der Fälle gesuchter Rechtsextremer, die nicht gefunden werden, beschleunige. Manche Bundesländer hätten die Vollstreckung von Haftbefehlen, die aufgrund von minderschweren Vergehen aus dem nichtpolitischen Bereich erlassen wurden, zurückgestellt. Der Fahndungsdruck sei deshalb mancherorts nicht so hoch, wenn ein Rechtsextremer wegen eines unpolitischen Delikts wie Diebstahl oder einer Verkehrsstraftat gesucht wird.

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TRT Deutsch