13.06.2021, Dänemark, Aabenraa: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender sind anlässlich des 100. Jubiläums der dänisch-deutschen Grenzziehung im Jahr 1920 zu einem zweitägigen Besuch in Dänemark. (dpa)
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die friedliche Grenzziehung zwischen Deutschland und Dänemark vor rund 100 Jahren als wegweisend für die Verständigung beider Länder bezeichnet. Es habe Modellcharakter, wie respektvoll die deutsche Minderheit in Dänemark und die dänische Minderheit in Deutschland miteinander umgingen, sagte er am Samstag in der süddänischen Stadt Kolding. „Aus dem Trennenden ist Verbindendes geworden.“ Der Blick auf die Geschichte zeige aber: Die Deutschen seien den Dänen nicht immer gute Nachbarn gewesen.

Auch wenn die Feierlichkeiten zum 100-Jahr-Jubiläum Anlass und Schwerpunkt für Steinmeiers erste Auslandsreise mit Übernachtung seit rund zehn Monaten war, dürften hinter verschlossenen Türen auch die Berichte über eine Abhöraffäre zur Sprache kommen. Ein Rechercheverbund um den dänischen Rundfunksender DR sowie NDR, WDR, „Süddeutscher Zeitung“ und weiteren Medien hatte unter Berufung auf anonyme Quellen berichtet, die NSA habe mit dänischer Hilfe deutsche und andere europäische Toppolitiker gezielt belauscht, darunter Kanzlerin Angela Merkel und auch Steinmeier selbst, als der noch Bundesaußenminister war.

Freunde und Alliierte abzuhören, gehöre sich nicht

Darauf angesprochen betonte Steinmeier, er habe noch die Worte der dänischen Verteidigungsministerin im Ohr. Sie habe gesagt, dass es sich nicht gehöre, Freunde und Alliierte abzuhören. So habe sich auch die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen geäußert. Am Sonntag wird Steinmeier bei mehreren Veranstaltungen mit der dänischen Königin Margrethe II. der Grenzziehung von 1920 gedenken. Damals hatten die Bewohner von Nordschleswig (3900 Quadratkilometer) und Südschleswig (5300 Quadratkilometer) in zwei Abstimmungen selbst entschieden, ob sie lieber aus Kopenhagen oder Berlin regiert werden wollten. Die Menschen in Nordschleswig entschieden sich mehrheitlich für Dänemark, die in Südschleswig für Deutschland. Das Ergebnis bestimmte den Verlauf der knapp 70 Kilometer langen Grenze, die auch heute gültig ist. „In meinen Augen ist es ein besonderes historisches Verdienst, dass der Grenzstreit von 1920 nicht durch kriegerische Auseinandersetzung, sondern durch eine Volksabstimmung gelöst wurde“, sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Die gemeinsame Geschichte Deutschlands und Dänemarks sei nicht immer friedlich gewesen. „Wir müssen uns im Gegenteil immer wieder bewusst machen, dass Deutschland und Dänemark gegeneinander Kriege geführt haben, mit furchtbaren Verlusten auf beiden Seiten.“ Zum Auftakt des Besuchs hatte Steinmeier die renommierte Designschule in Kolding besucht und sich mit Studenten über das Thema nachhaltiges Design ausgetauscht. Dabei wurde er von seiner Frau Elke Büdenbender und dem aus Dänemark stammenden Rostocker Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) begleitet. Die Hauptfeierlichkeiten beginnen am Sonntag. Sie waren 2020 pandemiebedingt verschoben worden.

dpa