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Warner-Deal: Paramount will Netflix mit feindlicher 108-Mrd-Offerte ausstechen
Der Bieterstreit um Warner gewinnt an Tempo: Paramount greift Netflix mit einem Rekordangebot an. Der Streamingdienst hat erst kürzlich die Übernahme von Warner bekanntgegeben.
Warner-Deal: Paramount will Netflix mit feindlicher 108-Mrd-Offerte ausstechen
Foto: Daniel Cole/REUTERS
9. Dezember 2025

Das Tauziehen um Warner Bros Discovery geht in eine neue Runde: Der Unterhaltungskonzern Paramount Skydance legte am Montag ein 108,4 Milliarden Dollar schweres, feindliches Übernahmeangebot für den Rivalen vor. Damit will Paramount den Streamingdienst Netflix ausstechen. Dieser hatte nach einem wochenlangen Bieterwettstreit die Übernahme großer Teile von Warner Bros für 72 Milliarden Dollar angekündigt.

Die Aktien von Warner Bros stiegen am Montag an der Wall Street um bis zu acht Prozent auf ein Vier-Jahres-Hoch von 28,17 Dollar. Paramount legten in der Spitze 5,4 Prozent zu, während Netflix um knapp vier Prozent abrutschten.

Unter Branchenkennern gilt Paramount als bester Kandidat für eine Übernahme von Warner Bros. Zum einen verfügt Firmenchef David Ellison über große finanzielle Mittel. Er ist der Sohn von Larry Ellison, dem Oracle-Mitgründer und zweitreichsten Mann der Welt. Darüber hinaus pflegt das Unternehmen enge Beziehungen zur Regierung des US-Präsidenten Donald Trump. Dieser hatte am Wochenende angekündigt, sich in die geplante Fusion von Netflix und Warner Bros einschalten zu wollen.

Allerdings muss auch Paramount mit einer verschärften Prüfung durch die Wettbewerbsbehörden rechnen. Bei einem Zusammenschluss lägen mehrere bekannte und große Filmstudios in einer Hand. Darüber hinaus droht Jobabbau in der Unterhaltungsindustrie.

Harter Übernahmekampf

Warner Bros hat Paramount bislang bei mehreren Bieterrunden stets die kalte Schulter gezeigt. Paramount wirft Warner Bros eine unfaire Verhandlungstaktik vor. Der Übernahmekandidat habe sich vorzeitig auf Netflix als Käufer festgelegt. Inzwischen bietet Paramount den Warner Bros-Eignern 30 Dollar je Aktie in bar. „Wir kämpfen für unsere Aktionäre, und wir kämpfen auch für die Aktionäre von Warner Bros Discovery“, sagte David Ellison in einem TV-Interview.

Paramount betreibt unter anderem das traditionsreiche gleichnamige Filmstudio. Dort wechselten sich in den vergangenen Jahren Kassenschlager mit Flops ab. Zum Konzern gehören außerdem der Streamingdienst Paramount+ und der TV-Sender CBS. Paramount hatte für die Genehmigung der Fusion mit Skydance vor einigen Monaten die Absetzung der populären, Trump-kritischen CBS-Sendung „The Late Show with Stephen Colbert“ angekündigt. Außerdem zahlte der Sender 16 Millionen Dollar an Trump, um einen Streit mit dem US-Präsidenten wegen eines Interviews mit der damaligen Präsidentschaftskandidatin und US-Vizepräsidentin Kamala Harris beizulegen.

Warner Bros hält unter anderem die Filmrechte an der „Harry Potter“-Reihe und „Game of Thrones“, dazu kommen die „DC Comics“-Superhelden wie Superman oder Batman. Daneben betreibt das Unternehmen den Kabelsender HBO und die Streaming-Plattform HBO Max.

Große Überlappungen – Größere Filmbibliothek

Eine Fusion von Netflix und Warner Bros wird von Analysten kritisch gesehen. Die Überlappungen im Streaming-Geschäft seien groß, betonten die Experten des Research-Hauses Morningstar. Wenn Netflix die Film- und Serienbibliothek wie erwartet in sein Angebot integriere, werde der kombinierte Umsatz sinken. Denn Nutzer benötigten nur noch ein einziges statt wie bisher zwei separate Abonnements. Zusammengerechnet käme Netflix dann weltweit auf etwa 430 Millionen Nutzer.

Der Streaming-Weltmarktführer erhielte durch die Transaktion Zugriff auf zahlreiche Film- und Fernsehtitel. Außerdem wäre er bei Eigenproduktionen unabhängiger von externen Studios.

QUELLE:TRT Deutsch und Agenturen