Australien: Volksabstimmung über Indigenen-Rechte / Photo: DPA (dpa)
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In Australien wird bis zum Ende des Jahres eine Volksabstimmung über eine Verfassungsänderung abgehalten, die den Ureinwohnern eine Stimme im Parlament geben soll. Nach dem Abgeordnetenhaus, das das Referendum Ende Mai abgesegnet hatte, stimmte in der Hauptstadt Canberra am Montag auch der Senat mit großer Mehrheit dafür. Unter dem Motto „Voice to Parliament“ geht es darum, ob künftig ein Gremium indigener Australier die Regierung berät, wenn es um Fragen geht, die die Ureinwohner betreffen. Die Abstimmung ist wahrscheinlich im Oktober.

Nach dem Votum brach im Senat Applaus aus. In der Befragung werde es darum gehen, die 65 000 Jahre alte Geschichte der Aborigines endlich in der Verfassung anzuerkennen, sagte die Ministerin für indigene Australier, Linda Burney. Premierminister Anthony Albanese twitterte: „Gemeinsam können wir Geschichte schreiben.“ Er hatte das „Voice Referendum“ seit seinem Wahlsieg im Mai vergangenen Jahres vorangetrieben.

Doppelte Mehrheit ist nötig

Von den annähernd 26 Millionen Australierinnen und Australiern sind fast eine Million Aborigines und Torres-Strait-Insulaner - so der Name der indigenen Bevölkerung der gleichnamigen Inseln. Das Land ist bei der Frage zu dem Referendum derzeit aber sehr gespalten. Für eine Verfassungsänderung ist zudem eine „doppelte“ Mehrheit nötig: Nicht nur auf nationaler Ebene müssen mehr Ja- als Nein-Stimmen erzielt werden - auch eine Mehrheit der sechs Bundesstaaten und Territorien muss sich dafür aussprechen, also mindestens vier.

Die Ureinwohner werden in der 1901 verabschiedeten Verfassung des Landes nicht erwähnt. Erst 1967 wurden ihnen überhaupt Bürgerrechte eingeräumt. Von großen Teilen der weißen Mehrheit wird die indigene Bevölkerung nach wie vor ausgegrenzt, obwohl sie das Land schon seit Zehntausenden Jahren besiedelt. Nach der Ankunft der First Fleet (Erste Flotte) aus Großbritannien 1788 und der darauffolgenden Kolonisierung des Kontinents wurden viele Jahrzehnte lang Aborigines-Kinder ihren Eltern entrissen. Die „gestohlene Generation“ musste in Heimen oder bei weißen Familien aufwachsen.

dpa