Professor mit rechter Vergangenheit als Ausbilder bei Bundespolizei (dpa)
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Laut dem Rechercheteam Ippen Investigativ beschäftigt die Hochschule der Bundespolizei einen Professor mit rechter Vergangenheit. Es soll sich dabei um Stephan Maninger handeln, der seit 2019 als Ausbilder an der Bundespolizeiakademie in Lübeck tätig ist. Maninger bildet demnach auch Angehörige der Eliteeinheit GSG 9 aus. Als Experte für Sicherheitsfragen hatte Maninger als solcher unter anderem 2019 an einer Sicherheitskonferenz des FBI in den USA teilgenommen.

Der Sicherheitsexperte soll sich in der Vergangenheit stark in der rechten Szene engagiert haben: Er soll einer der Gründerväter des seit 2000 bestehenden „Instituts für Staatspolitik“ (IfS) sein. Eine Denkfabrik der Neuen Rechten, die mittlerweile vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall geführt wird.

Neben seinem anfänglichen Engagement für das IfS sei Maninger auch als Autor diverser rechter Publikationen und Redner auf Veranstaltungen aufgetreten, an denen auch NSU-Unterstützer teilgenommen haben sollen. In Südafrika habe sich Maninger für einen „Volksstaat für Weiße“ eingesetzt und sei auch bereit gewesen, diesen mit Gewalt zu erstreiten.

Seit 2001 unterrichte Maninger an der Fachhochschule des Bundes, bestätigt die Bundespolizei. Dort habe er verschiedene Aufgaben wahrgenommen und sei seit 2019 zum Professor für Sicherheitspolitik berufen worden. Maninger unterrichte zu Themen wie Migration, Sicherheitspolitik und politischem Extremismus. Mit Beginn seiner Tätigkeit will der heute 54-Jährige sein Engagement im Umfeld der extremen Rechten beendet haben.

Maninger bestreitet Absicht zum „Marsch durch die Institutionen“

Obwohl 2011 eine Sicherheitsprüfung durch das Bundesamt für Verfassungsschutz stattgefunden habe, seien der Behörde nicht sämtliche Informationen zu Maningers Vergangenheit bekannt geworden. Laut Recherchen von Ippen Investigativ ist Maninger ein Rechter, dem es gelungen sei, „Einfluss auf Köpfe“ zu nehmen und Institutionen zu besetzen. Das versuche die Neue Rechte seit Jahren.

Maninger äußere sich selbst zu den Vorwürfen von Ippen Investigativ nicht. Über seinen Anwalt habe er ausrichten lassen, nie von einem derartigen Ziel gehört zu haben und es auch für falsch zu halten. Als Ausbilder von Bundespolizisten habe er aber, erläutert Ippen Investigativ, zweifellos Einfluss auf die Köpfe derjenigen, denen der Staat eine Waffe gibt und das Recht, Menschen festzuhalten, einzusperren und im Notfall sogar zu töten.

Extremismus-Experte: Südafrika-Vorstellungen wecken Zweifel an Verfassungstreue

Detailliert hat Ippen Investigativ Maningers Wirken und dessen früheren rechten Äußerungen dokumentiert. Der Extremismus-Experte Hajo Funke von der Freien Universität Berlin hat für die Rechercheplattform zudem die Texte analysiert. Laut Funke stehen die Schriften in der Tradition „extremer neuer rassistischer Ideologien“. Die Propagierung eines ethnisch homogenen Staates, den er für Südafrika gefordert habe, widerspreche den Grundsätzen der freiheitlich-demokratischen Ordnung und dem Prinzip der Rechtsstaatlichkeit.

Bedenklich sei auch seine Forderung nach der Etablierung einer Armee aus Berufssoldaten, die gewiss in internationalen, aber auch in internen Konflikten waffentechnisch und ideologisch einsatzfähig wäre.

TRT Deutsch