Boxen mit Kopftuch: „Entweder du legst es ab, oder du musst gehen“ (Reuters)
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Eine 24-jährige Studentin verabredet sich zusammen mit zwei Freundinnen zu einem Probe-Boxtraining im Wiener Verein „Budo Sport“. Weil sie ein Kopftuch trug, wurde sie zum Ziel von Diskriminierung, berichtet der „Kurier“. Die Betreiber verweigerten ihr eine Teilnahme.

Nicht der erste Vorfall dieser Art

Auf Nachfrage wurden vonseiten der Mitarbeiter „Sicherheitsgründe“ zitiert. Ihr sei erklärt worden, man könne mit dem Kopftuch hängen bleiben und sich verletzen, erzählt Nihal S. - auch spezielle Sport-Kopftücher seien nicht erlaubt. Sie sei vor die Wahl gestellt worden, entweder während ihres Aufenthalts und Trainings im Klub das Kopftuch abzunehmen, oder die Räumlichkeiten zu verlassen.

Auch der Geschäftsführer des Vereins selbst habe sich nicht einsichtig gezeigt. In der Vergangenheit hätte der Sportverein schlechte Erfahrungen mit Kopftuchträgerinnen gemacht, so seine Begründung für das Gebaren seines Klubs.

Anscheinend sind Frauen mit Kopftuch in einigen Wiener Sportvereinen generell unerwünscht. Denn auch Amina E. hat eigenen Angaben zufolge ein halbes Jahr zuvor eine ähnliche Erfahrung bei Budo Sport Wien gemacht. Nach zehn Minuten Training habe man sie angesprochen und sie gebeten, ihr Sport-Kopftuch abzulegen. Beide Frauen teilten ihre Erfahrung mit dem Sportverein auf Instagram. Innerhalb kürzester Zeit teilten zahlreiche Nutzer das Posting. Daraufhin wurden beide von Budo Sport Wien blockiert.

Künftig Training mit Einverständniserklärung möglich

Der Verein will aufgrund der Reaktionen nun die Hausordnung bezüglich Kopfbedeckungen ändern. Künftig soll von Trainingswilligen mit Kopftuch eine Einverständniserklärung abgegeben werden. Darin soll mittels Unterschrift zur Kenntnis genommen werden, dass während des Trainings mögliche Risiken oder Einschränkungen entstehen können.
Zudem entschuldigte sich der Verein bei allen und zeigte sich einsichtig. Ihr Vorgehen habe eine traumatisierende oder Re-traumatisierende Wirkung auf Betroffene gehabt. Mittlerweile sehe man aber ein, dass ein Verbot der falsche Weg gewesen sei.

TRT Deutsch