Ali Güneş (www.dfb.de)
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Im Alter von fünf Jahren begann Ali Güneş, Fußball zu spielen. Nach dem Start seiner Profikarriere als erster türkischstämmiger Spieler des SC Freiburg zog es ihn nach Istanbul. Dort erlebte er die besten Jahre seiner Profikarriere bei den Spitzenklubs Fenerbahçe und Beşiktaş.

Als aktiver Fußballer feierte Güneş zahlreiche Erfolge. Mit Fenerbahçe gewann er zwei Mal die türkische Meisterschaft. Beim Stadtrivalen Beşiktaş wurde er zwei Mal Pokalsieger und gewann einen Supercup. In der Zweiten Bundesliga trug er zum Gewinn der Meisterschaft mit dem SC Freiburg bei.

Im Interview mit TRT Deutsch blickt der ehemalige Fußballprofi auf besondere Momente seiner erfolgreichen Karriere zurück.

Können Sie mit uns Erinnerungen an Ihren ersten Bundesligaeinsatz teilen?

Ich war noch keine 20 Jahre alt. Es war der erste Spieltag der Saison 1998/99. Wir haben damals im Ruhrstadion gegen den VfL Bochum gespielt. Alexander Iashvili hatte mir einen schönen Pass in den Lauf zugespielt. Ich war schon auf dem Weg zum Treffer, habe geschossen, aber der Ball prallte vom Torwart zurück. Im weiteren Verlauf der Aktion bekamen wir einen Elfmeter zugesprochen, den mein Mannschaftskollege Ralf Kohl rausholte und Marco Weißhaupt, Vater von Noah Weißhaupt aus dem aktuellen Kader des SC Freiburg, letztlich verwandelte. Die letzten 20 Minuten dieses Spiels stand ich nicht mehr auf dem Platz. Als ich ausgewechselt wurde, kam für den gegnerischen VfL Bochum Yildiray Bastürk ins Spiel. Stefan Kuntz, der den einzigen Treffer für den VfL Bochum erzielte, vergab außerdem einen Elfmeter. Das Spiel konnten wir am Ende mit 2:1 für uns entscheiden. Für mich ist das immer ein unvergessliches Spiel gewesen.

Am letzten Spieltag der Saison 1998/99 haben Sie gegen Nürnberg ein Spiel bestritten, das später über Ihr Schicksal in der Bundesliga entscheiden sollte. Können Sie Ihre Erinnerungen an dieses Spiel mit uns teilen?

Am Ende des 33. Spieltags waren wir eine der abstiegsgefährdeten Mannschaften. Am letzten Spieltag trafen wir dann auswärts auf den 1. FC Nürnberg, dessen Ausgangssituation besser war als unsere. Die erste Halbzeit endete mit meinen Toren 2:0. Die letzten Spielminuten verliefen für Nürnberg äußerst dramatisch. Als Nürnberg bereits als „abgestiegen“ galt, schoss die Mannschaft das Tor zum 1:2, woraufhin Eintracht Frankfurt auf den Abstiegsplatz abrutschte, doch mit der Nachricht eines Frankfurter Tors vor dem Schlusspfiff stand dann doch wieder der 1. FC Nürnberg als Absteiger fest. Der 29. Mai 1999 ist einer der unvergesslichsten Tage der Bundesligageschichte. Gleiches gilt auch für mich, denn ich steuerte einen entscheidenden Beitrag zum Klassenerhalt der Mannschaft in der Bundesliga bei und war es auch der, der Andreas Köpke, einem erfahrenen und wichtigem Torhüter, der auch das Tor der deutschen Nationalmannschaft hütete, seine letzten Gegentreffer in der Bundesliga einschenkte. Nach diesem Spiel habe ich von den Fans großen Zuspruch und Zuneigung erfahren.

Sie haben im Trikot des SC Freiburg sechs Tore in der Bundesliga erzielt. Welches war aus Ihrer Sicht der schönste Treffer?

Ich kann sagen, dass mein Tor gegen Borussia Dortmund am 14. April 1999 im Westfalenstadion mein schönstes Tor in der Bundesliga war. Ich habe damals einen für den Torwart unerreichbaren Schuss außerhalb des Strafraums abgegeben. Dieses Tor war gleichzeitig mein erstes Tor in der Bundesliga.

Haben Sie Transferangebote von anderen Bundesligateams erhalten?

In der Tat habe ich Transfergespräche mit Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt, dem Hamburger SV und dem VfL Wolfsburg geführt, aber ich entschied mich für Fenerbahçe, weil sowohl mein Vater als auch ich selbst große Fenerbahçe-Fans waren.

Können Sie uns Einzelheiten über den Wechsel zu Fenerbahçe erzählen?

Mein Berater kam zu mir und sagte, dass der Trainer von Fenerbahçe, Mustafa Denizli, mich gerne in seinem Team sehen wollte. Darüber habe ich nicht lange nachdenken müssen, weil Fenerbahçe mein Kindheitstraum war. Ich war gerade einmal 22 Jahre alt. Es war für mich sehr aufregend, mit den Spielern aufzulaufen, die ich sonst nur aus dem Fernsehen kannte.

Mit der Mannschaft von Fenerbahçe haben Sie zwei Meisterschaften in der Süper Lig gefeiert. Welche war für Sie am einprägsamsten?

Die Meisterschaft, die ich im Jahr 2001 miterlebte, war für mich ganz besonders, weil Fenerbahçe damit seit 1996 zum ersten Mal wieder die Meisterschaft in der Süper Lig gewann. So gewann ich gleich in meiner ersten Saison für die Mannschaft einen Meistertitel. Die Meisterschaft im Jahr 2004 war die 15. Meisterschaft in der Süper Lig. Wir setzten damit den dritten Meisterschaftsstern auf die Brust unserer Trikots. Bei der zweiten Meisterschaft war ich erfahrener und erlebte dadurch ganz andere Emotionen. Beide Meisterschaften kann ich jedoch nicht vergessen, da es nicht jedem Spieler vergönnt ist, Meister mit Fenerbahçe zu werden.

Haben Sie Fenerbahçe aus eigenem Antrieb verlassen?

Die Saison 2003/2004 war die Saison, in der ich trotz meiner Verletzung die meiste Spielzeit bekam. Wir wurden Meister, und außerdem bekam ich eine Einladung zur türkischen Nationalmannschaft. Doch Fenerbahce habe ich nicht auf eigenen Wunsch verlassen, sondern wegen der Probleme, die ich mit dem damaligen Trainer Christoph Daum hatte. Ich wechselte schließlich zu Beşiktaş.

Wie war es, im Trikot von Beşiktaş gegen Fenerbahçe aufzulaufen?

Es war schwierig und seltsam, als Fan von Fenerbahçe gegen diese Mannschaft zu spielen, aber wenn man ein professioneller Fußballspieler werden will, muss man sein Bestes an den Tag legen.

Wie beurteilen Sie die Leistungen des SC Freiburg in der laufenden Saison?

Der SC Freiburg spielt bis dato die beste Saison seiner Geschichte. Mit Trainer Christian Streich hatte ich in der Saison 1996/1997 zusammengearbeitet, als ich für die Juniorenmannschaften des SC Freiburg spielte. Außerdem war er in der zweiten Amtszeit (2007-2009) Co-Trainer im Trainerstab von Robin Dutt. Streich hat mit begrenzten Mitteln Großartiges geleistet.

Wie schätzen Sie die Chancen des SC Freiburg im DFB-Pokalfinale ein?

Ich glaube fest daran, dass der SC Freiburg gegen RB Leipzig gewinnen und den DFB-Pokal holen wird. Ich wohne in der Nähe von Freiburg. Die Realisierung eines solchen Erfolgs würde unserer Region sicherlich sehr guttun. Die Begegnung werde ich im Fernsehen verfolgen. Am 21. Mai wird der SC Freiburg mit dem Pokal aus Berlin zurückkehren.