Ein neu aufgetauchter Datensatz mit mehr als 70.000 Fotos dokumentiert nach Recherchen des Norddeutschen Rundfunks (NDR) schwerste Menschenrechtsverletzungen in syrischen Gefängnissen unter der gestürzten Assad-Regierung. Die Bilder zeigen demnach 10.212 tote syrische Häftlinge, überwiegend Männer, aber auch Frauen, Minderjährige und mindestens ein Baby. Der überwiegende Teil der Leichname weise Zeichen von Unterernährung und Spuren massiver Gewalt auf, die Experten als Folgen systematischer Folter interpretierten, berichtet der NDR.
Mehr als die Hälfte der Leichen eines repräsentativen Auszugs der Bilder habe Anzeichen von Verletzungen im Gesicht, am Kopf oder Nacken. Viele hätten Verbrennungen und Prellungen.
Der Datensatz wurde nach NDR-Angaben von einem ehemaligen Militärangehörigen über Mittelsmänner weitergegeben. Er sei Chef in der Abteilung zur Beweissicherung der Militärpolizei in Damaskus gewesen. Zumeist seien die Bilder zwischen 2015 und 2024 aufgenommen worden. Auch Tausende Seiten vertraulicher Dokumente syrischer Geheimdienste gehörten zu dem „Damascus Dossier“ genannten Datensatz.
Der NDR teilte das ihm zugespielte Material mit WDR, „Süddeutscher Zeitung“ und dem International Consortium for Investigative Journalists (ICIJ) sowie zahlreichen internationalen Medienpartnern.
Zehntausende in Foltergefängnissen getötet
Die Fotos liegen laut NDR inzwischen auch der Bundesanwaltschaft vor. Ermittlungen zu möglichen Tätern des Assad-Apparats könnten auf Grundlage des sogenannten Weltrechtsprinzips auch in Deutschland geführt werden.
Menschenrechtler gehen davon aus, dass während der Assad-Herrschaft in den Gefängnissen Zehntausende Menschen entweder hingerichtet wurden oder nach Folter, Verweigerung von ärztlicher Versorgung oder an den Folgen von Hunger starben.
Rebellenkämpfer hatten unter der Führung der HTS-Rebellengruppe am 8. Dezember 2024 Damaskus eingenommen und die jahrzehntelange Assad-Diktatur in Syrien beendet. Al-Scharaa ist seither bestrebt, demokratische Strukturen in dem vom Bürgerkrieg zerrütteten Land zu etablieren.










