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Kubilay Türkyılmaz, der in der Rückrunde der Saison 1986/1987 mit seinen Leistungen bei der Schweizer Mannschaft AC Bellinzona auf sich aufmerksam machte, erklärte damals in einem Interview: „Wenn der türkische Fußballverband Interesse an mir zeigen sollte, würde ich gerne das Trikot der türkischen Nationalmannschaft tragen.“ Er nahm im September 1987 die Staatsbürgerschaft der Schweiz an und spielte am 7. Oktober 1987 im Qualifikationsspiel für die Olympischen Spiele in Seoul gegen die Olympia-Nationalmannschaft der Türkei, welches 2:0 für die Schweiz endete und bei dem Türkyılmaz das spielentscheidende Tor erzielte. Nach dieser Begegnung titelten Zeitungen aus der Schweiz: „Wir haben die Türken mit einem Türken besiegt.“ Kubilay Türkyılmaz, der während des gesamten Spiels von türkischen Fußballfans ausgebuht wurde, musste das Feld unter Polizeischutz verlassen und erklärte, er habe aus privaten Gründen die Staatsbürgerschaft der Schweiz angenommen, und fügte hinzu: „Ich habe das schwierigste Spiel meiner Karriere gespielt.“ In der Folgezeit stieg Türkyılmaz bis in die A-Nationalmannschaft der Schweiz auf und ging als erster türkischstämmiger Spieler, der für die Nationalmannschaft eines anderen Landes auflief, in die Geschichte ein.

Galatasaray wollte ihn seit 1990!

Das Interesse von Galatasaray an Kubilay Türkyılmaz begann schon im Jahr 1990, und Galatasaray unternahm bis 1993 in jeder Transferperiode Versuche, den Wechsel von Türkyılmaz in die Wege zu leiten. Türkyılmaz, der in dieser Zeit für die schweizerische Mannschaft Servette FC und die italienische Mannschaft Bologna spielte, fand schließlich mit Galatasaray am 6. August 1993 nach achtstündiger Verhandlung eine grundsätzliche Einigung für seinen Wechsel. Er trug das Trikot von Galatasaray erstmals am 15. August 1993 beim Freundschaftsspiel gegen Karşıyaka im Atatürk-Stadion in Izmir und sorgte für eine Torvorlage. Bei den Spielen des „Türkischen Pokals der Sportjournalisten“ traf er sowohl gegen Besiktas als auch gegen Fenerbahce. Das Tor gegen Besiktas war sein erstes Tor im Trikot von Galatasaray. Türkyılmaz, der seine Staatsbürgerschaftsrechte in der Türkei wiedererlangte, unterzeichnete am letzten Tag der Sommertransferperiode vor Saisonbeginn 1993/1994 einen Zweijahresvertrag und wurde somit zum Spieler von Galatasaray.

Er trug maßgeblichen Anteil an der Qualifikation Galatasarays für die Champions-League!

Kubilay Türkyılmaz leistete einen wesentlichen Beitrag für die erste Qualifikation Galatasarays für die UEFA Champions-League. Beim ersten Qualifikationsspiel für die Gruppenteilnahme der Champions-League der Saison 1993/1994 kam Galatasaray gegen die Mannschaft aus Irland, Cork City, eine Runde weiter und besiegte im zweiten Qualifikationsspiel die englische Mannschaft Manchester United. Galatasaray erzielte in beiden Spielen insgesamt sechs Tore. Türkyilmaz leistete dabei mit vier Treffern und einer Torvorlage einen großen Beitrag zur erstmaligen Teilnahme einer türkischen Mannschaft an der UEFA Champions League. Mit seinen Leistungen im Auswärtsspiel gegen Manchester United im Old Trafford Stadion machte er sich in der Geschichte Galatasarays unsterblich. In seiner ersten Saison bei Galatasaray spielte Türkyilmaz unter dem deutschen Trainer Reiner Hollmann und bestritt aufgrund mehrerer Verletzungen lediglich 20 Pflichtspiele, in denen er mit einer Gesamtstatistik von acht Toren und sieben Torvorlagen aufwartete. Bereits in seiner ersten Saison konnte er mit Galatasaray die erste Meisterschaft seiner Karriere erringen.

Er wollte nicht gegen die Türkei spielen!

Die Türkei und die Schweiz spielten bei der Qualifikation zur EM 1996 in derselben Qualifikationsgruppe. Am 14. Dezember 1994 fand das Hinspiel und am 26. April 1995 das Rückspiel der beiden Mannschaften statt. Kubilay Türkyılmaz stand in keinem der beiden Spiele auf dem Platz und erklärte im Nachhinein in einem Interview mit der Zeitschrift „Cimbomum“, er wolle gegen die Türkei nicht das Trikot der schweizerischen Nationalmannschaft tragen. Diesen Standpunkt teilte Türkyılmaz auch mit dem Trainer der Schweiz, Roy Hodgson, sodass er nicht für den Kader nominiert wurde. Möglicherweise traf Türkyılmaz diese Entscheidung, weil er die Proteste, denen er 1987 ausgesetzt gewesen war, nicht noch einmal erleben wollte.

Er traf im Camp Nou gegen den FC Barcelona!

Kubilay Türkyılmaz, der in seiner zweiten Saison 1994/1995 abermals unter einem deutschen Trainer, Reinhard Saftig, spielte, erzielte für seine Mannschaft in 29 Pflichtspielen 11 Tore und bereitete fünf weitere vor. Sein erstes Tor in der UEFA Champions League gelang ihm im Spiel Galatasaray gegen Barcelona am 14. September 1994 im Camp Nou. Türkyılmaz, der in seiner dritten Saison 1995/1996 bei Galatasaray unter dem Trainer Graeme Souness spielte, wechselte aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit dem schottischen Trainer in der Wintertransferperiode zu Grasshoppers in die Schweiz. Somit beendete Türkyılmaz seine Karriere bei Galatasaray mit einer Bilanz von 22 Toren und 14 Torvorlagen in 61 Pflichtspielen. Das letzte Tor von Türkyılmaz für Galatasaray war der schönste Treffer von ihm, als er einen Eckstoß gegen Istanbulspor direkt verwandelte. Das sehenswerte Tor konnte aufgrund eines Regiefehlers des Fernsehsenders in diesem Moment nicht live, sondern erst in der Wiederholung übertragen werden. Nach zehn Jahren schnürte Türkyilmaz ein erneutes Mal die Fußballschuhe für Galatasaray, als er im Rahmen der 100-jährigen Jubiläumsfeiern von Galatasaray mit ehemaligen Mannschaftskameraden im Ali Sami Yen-Stadion auflief.

Mit Grasshoppers traf er vier Mal auf Galatasaray!

Am 17. Januar 1996 bestritt Kubilay Türkyılmaz in Izmir sein erstes Spiel im Trikot von Grasshoppers gegen Galatasaray. Welch ein Zufall, dass Türkyılmaz sein erstes Spiel für Galatasaray ebenfalls im Atatürk-Stadion in Izmir bestritten hatte! Beim 2:1 Sieg von Galatasaray erzielte er das einzige Tor für Grasshoppers. Auch in der Partie in der Schweiz am 29. Juni 1997, bei der Grasshoppers 5:1 gegen Galatasaray gewann, gelang ihm ein Treffer. Da Galatasaray im Qualifikationsspiel für die UEFA Champions League in der Saison 1998/1999 gegen Grasshoppers antreten musste, kehrte damit auch Kubilay Türkyılmaz nach Jahren wieder ins Ali Sami Yen-Stadion zurück und wurde vor und nach dem Spiel von den Fans von Galatasaray gefeiert. In dem Spiel, das 2:1 für Galatasaray endete, holte er einen Elfmeter heraus und erzielte ein weiteres sehenswertes Tor, das aber aufgrund einer Abseitsstellung nicht gewertet wurde. Türkyılmaz traf im Rückspiel in der Schweiz, bei dem Galatasaray mit 3:2 siegte und sich dadurch für die Champions League qualifizierte, ein weiteres Mal.

Der erste Türke, der gegen England traf!

Bei der Euro 1996 verwandelte Kubilay Türkyılmaz beim Eröffnungsspiel gegen England einen Elfmeter. Bis zu diesem Zeitpunkt war es keinem einzigen türkischen Fußballspieler gelungen, ein Tor gegen England zu erzielen. Obwohl Türkyılmaz nie das Trikot der türkischen Nationalmannschaft trug, wurde er der erste türkische Spieler, der gegen England erfolgreich war. Hätte Türkyılmaz diesen Elfmeter gegen England nicht verwandelt, wäre die Schweiz gemeinsam mit der Türkei punkt- und torlos in die EM-Annalen eingegangen. Im Trikot der Schweiz traf er 1989 gegen Brasilien, dessen Torhüter damals Taffarel war, und im Jahr 1990 gegen Argentinien, wo damals Maradona noch spielte.

Er war rassistischen Beschimpfungen ausgesetzt!

Nachdem Kubilay Türkyılmaz nach seiner Station bei Grasshoppers in Locarno, Luzern und Bellinzona spielte, kamen Gerüchte auf, er würde zur Mannschaft aus seiner Heimatstadt Yozgatspor wechseln, die in der Saison 2000/2001 in die türkische Süper Lig aufgestiegen waren, doch er wechselte in Richtung Italien zu Brescia. Dort bestritt er 11 Pflichtspiele für Brescia und lief unter anderem gegen die Fiorentina auf, die damals von Fatih Terim trainiert wurde. Türkyılmaz, der in 62 Länderspielen 34 Tore für die Nationalmannschaft der Schweiz erzielte, boykottierte diese, weil er als „Dreckstürke“ beschimpft wurde. Aus Italien kehrte Türkyılmaz wieder zurück in die Schweiz und spielte für Lugano und Luzern, musste aber verletzungsbedingt seine Karriere vorzeitig im Jahr 2001 beenden.