Beamte der Bundespolizei kontrollieren einen Mann am Bahnhof (Symbolbild). (dpa)
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In Essener Stadtteilen mit migrantischer Prägung häufen sich Berichte über rassistisch motivierte Polizeigewalt bis hin zu Erschießungen.

„Wen sollen wir rufen, wenn Polizisten uns schlagen?“

Erst vor zwei Wochen hatte ein Fall für Empörung gesorgt, bei dem der 23-jährige Omar Ayoub und seine Familie durch die Polizei attackiert wurden. Diese stürmte die Wohnung der Eltern ohne Durchsuchungsbefehl wegen angeblicher Ruhestörung. Neben seiner schwangeren Frau und seiner kleinen Tochter waren auch andere Familienmitglieder in Essen-Bochold anwesend – darunter Kinder und Betagte. Die Polizei kam aus dem Bezirk Altenessen.

In einem auf Instagram veröffentlichten Video schildert Ayoub, wie die Polizei ihn immer wieder mit dem „Knüppel auf den Rücken“ schlug. Seine schwangere Frau sei auf den „Boden geschubst“ worden und auch die 80-jährige Oma sowie die 16 Jahre alte Schwester seien angegriffen worden. Fotos zeigen die Verletzungen, die der Familie zugefügt wurden. Die Polizisten hätten auch Schimpfwörter wie „Wichser“ und „Hurensohn“ verwendet, während sie ihn „mit tiefstem Hass“ schlugen. Ayoub fragt: „Wen sollen wir rufen, wenn Polizisten uns schlagen?“

Erschießung von Adel B. durch Polizei

Bei einem Polizeieinsatz im Juli hatte sich der 32-Jährige Adel B. hinter der Haustür seiner Wohnung in Altendorf versteckt, als er erschossen wurde. Die Polizei behauptete später, der aus Algerien stammende Mann habe ein Messer auf die Beamten gerichtet und die Tötung mit einer Notwehrsituation begründet. Er habe angeblich gedroht, seiner Lebensgefährtin und den Kindern etwas anzutun. Mit dieser Schilderung war die Essener Staatsanwaltschaft konform gegangen.

Auch als später ein Video bewies, dass Adel B. unbewaffnet durch eine geschlossene Tür erschossen wurde, bestanden die Polizisten auf eine Notsituation. Die Mutter des Opfers fordert Gerechtigkeit.

Migrantifa fordert Maßnahmen gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt

„Insbesondere in migrantisch geprägten Stadtteilen Essens wie Altendorf und Altenessen kommt es immer wieder zu Polizeigewalt, die ganz offensichtlich rassistisch motiviert ist“, sagt die Migrantifa-Aktivistin mit dem Pseudonym Dösen Dernek im Interview mit der jungen Welt (jW). Es gebe viele Fälle, bei denen die Polizei rassistische Beschimpfungen und körperliche Gewalt anwende.

Es stelle sich die Frage, warum das Thema bis heute nicht zum Politikum geworden sei. Viele Fälle blieben von der Öffentlichkeit verborgen. „Die meisten Menschen, die von rassistischer Polizeigewalt betroffen sind, verspüren Ohnmacht. Es kommt in den seltensten Fällen zu Anzeigen oder zur Schaffung einer Öffentlichkeit.“

Besonders in Altendorf und Altenessen herrsche dauerhafte Polizeipräsenz, die „eine Atmosphäre der Einschüchterung und Kriminalisierung“ erzeuge. „Das alles übrigens, während die Neonazigruppe ,Steeler Jungs´ hier unbeirrt ihr Unwesen treiben kann.

TRT Deutsch