Über Gewalttaten von Ausländerinnen und Ausländern wird in deutschen Medien deutlich häufiger berichtet, als es ihrem Anteil laut der polizeilichen Kriminalstatistik entspricht. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Freitag in Berlin veröffentlichte Studie des Journalismusexperten Thomas Hestermann für den Mediendienst Integration. Untersucht wurden TV-Berichte und Berichte wichtiger Printmedien aus dem laufenden Jahr.
Demnach wurde in einem Viertel der TV-Berichte über Gewaltdelikte die Herkunft der Tatverdächtigen genannt. Dabei gehe es zu 94,6 Prozent um ausländische Tatverdächtige. Bei den untersuchten Printberichten erfolgte demnach eine Herkunftsnennung der Tatverdächtigen in einem Drittel der Fälle. Diese bezogen sich zu 90,8 Prozent auf ausländische Tatverdächtige. Der polizeilich erfasste Anteil ausländischer Tatverdächtiger bei Gewaltdelikten liege jedoch laut der Kriminalstatistik des Bundes bei 34,3 Prozent.
Mehr als 70 Prozent der genannten ausländischen Tatverdächtigen in den Medienberichten stammen demnach aus überwiegend muslimischen Ländern (TV: 70,3 Prozent, Print 70,1 Prozent). Hier liege der Anteil der Verdächtigen aus solchen Ländern laut der Kriminalstatistik jedoch nur bei 15,8 Prozent. Tatverdächtige aus muslimisch geprägten Herkunftsländern seien somit in deutschen Leitmedien mehr als vierfach überrepräsentiert.
Ausgewertet wurden Berichte der Sender ARD, ZDF, RTL, Sat.1, ProSieben, Kabel Eins, Vox und RTL2 sowie der Zeitungen „Bild“, „Welt“, „FAZ“, „Süddeutsche Zeitung“ und „taz“ jeweils aus dem Frühjahr 2025. Als Nennung einer ausländischen Herkunft von Tatverdächtigen gewertet wurden Angaben zur Staatsbürgerschaft Betroffener oder von deren Eltern oder Hinweise auf einen nur für Nichtdeutsche möglichen Status wie „Asylbewerber“ oder „Bürgerkriegsflüchtling“ in den Beiträgen.
Debatte über Angabe der Herkunft
Seit dem 1. Oktober gilt in Bayern eine neue Vorschrift: Die Polizei ist nun verpflichtet, in Pressemitteilungen grundsätzlich die Herkunft von Tatverdächtigen zu nennen. Der Sprecher des Deutschen Presserats, Manfred Protze, äußerte dazu Bedenken. Er betonte, solche Angaben könnten leicht missbraucht werden. Während sich etablierte Medien an den Pressekodex und damit an journalistische Ethik hielten, würden Polizeimeldungen auch in „ethikfreien“ sozialen Netzwerken verbreitet, wo es kein Problem mit pauschaler Verurteilung gebe. Dadurch entstehe zusätzlicher Druck auf seriöse Medien, da ihnen sonst vorgeworfen werde, relevante Informationen zurückzuhalten.



















