Der protestantische Bischof in Jerusalem, Ibrahim Azar, hat bei einer Predigt Israel einen Völkermord im Gazastreifen vorgeworfen. „Aber wie sieht Reformation nach zwei Jahren Völkermord aus? Was bedeutet Reformation, wenn wir eine Welt, ein Land betrachten, das so zerbrochen ist?“, fragte der palästinensische Geistliche bei einem Reformationsgottesdienst in der Erlöserkirche in der Altstadt von Jerusalem. Der Predigttext des Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land wurde auf Facebook veröffentlicht.
Eine Delegation des nordrhein-westfälischen Landtags, die im Rahmen eines Israel-Besuchs an dem Gottesdienst teilnahm, äußerte Entsetzen über die Wortwahl Azars. „Von der Einseitigkeit des im Gottesdienst Gesagten distanzieren wir uns - gerade als deutsche Delegation - ausdrücklich“, stand in einer vom Landtag in Düsseldorf verbreiteten Erklärung.
Israels Vernichtungskrieg in Gaza
Israel führt seit Oktober 2023 einen Vernichtungskrieg in Gaza, der von immer mehr Experten und Menschenrechtsorganisationen als Völkermord eingestuft wird. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums tötete Israel bisher mehr als 68.600 Menschen in Gaza, die meisten davon Frauen und Minderjährige. Demnach wurden mindestens 170.660 Menschen verletzt.
Laut Schätzungen von Experten der UN dürfte die tatsächliche Zahl der getöteten Palästinenser bis zu 200.000 betragen. Denn zahlreiche Menschen werden vermisst oder liegen unter den Trümmern eingestürzter Häuser und können nicht geborgen werden.
Im November hatte der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Ex-Verteidigungsminister Yoav Gallant erlassen. Ihnen werden Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Der Internationale Gerichtshof (IGH) prüft zudem eine im Dezember 2023 eingereichte Klage, in der Südafrika Israel Völkermord im Gazastreifen vorwirft.




















