Nach Ansicht des serbischen Verteidigungsministers Miloš Vučević hat Türkiye einen großen politischen und wirtschaftlichen Einfluss auf dem Westbalkan. Das sagte er am Montag in einem Interview mit dem serbischen Sender RTS. Serbien sehe die Kosovo-Frage zwar anders als Türkiye, ein Konflikt mit Ankara liege aber nicht im nationalen Interesse.
Gute Beziehungen zu Türkiye seien für Serbien wichtig, betonte Vučević. Die Benennung der Militärkaserne in Prizren nach dem osmanischen Sultan Murat habe bei vielen in der Region starke Assoziationen ausgelöst, erklärte der serbische Verteidigungsminister einen Tag nachdem das Nachbarland Kosovo zwei türkische „Bayraktar TB2“-Drohnen erwarb.
Bereits im Mai waren die kosovarischen Sicherheitskräfte im Rahmen der größten internationalen Übung „Defender Europe 23“ mit fünf TB2-Drohnen ausgestattet worden.
Unruhen nach Kommunalwahlen
Die Lage in der Region ist seit Monaten angespannt. Im April hatten die Kosovo-Serben die außerordentlichen Kommunalwahlen in vier nördlichen Gemeinden boykottiert. Die Wahlbeteiligung lag bei lediglich 3,47 Prozent.
Ende Mai kam es zu weiteren Spannungen: Serbische Demonstranten verwehrten den neu gewählten albanischen Bürgermeistern den Zutritt zu drei Gemeindegebäuden. Die Polizei setzte zur Vertreibung der Demonstranten Tränengas ein.
Serbien entsandte daraufhin seine Armee an die Grenze zum Kosovo und forderte von der NATO „die Gewalt gegen die lokalen Serben im Kosovo“ zu beenden.
Die NATO schickte 700 zusätzliche Soldaten zur sogenannten Kosovo-Truppe (KFOR), nachdem bei regionalen Unruhen 30 Soldaten verletzt worden waren. Unter den Verstärkungstruppen befanden sich auch türkische Soldaten.
Im Juni trafen rund 500 weitere türkische Soldaten im militärischen Camp „Sultan Murat“ nahe der Hauptstadt Pristina ein. Anlass waren serbische Proteste gegen die Wahl albanischer Bürgermeister in nördlichen Gemeinden mit hohem serbischen Bevölkerungsanteil.