Bangkok: Feuerwehrleute als Schlangenfänger
Pinyo Pukpinyo fängt Schlangen in Bangkok. Viele Kobras und Pythons hat er schon aus den kleinsten Ecken holen müssen. Dabei ist sein eigentlicher Beruf Feuerwehrmann.
Der Schlangenjäger von Bangkok (DPA)

Das mit den Toiletten stimmt. Es kommt vor, dass Schlangen in Thailand bis ins Badezimmer kriechen. In Bangkok gehören Reptilien für die Feuerwehr zum Alltag. Sie wird öfter wegen Kobras, Pythons oder einer Viper gerufen als zum Löschen von Bränden. Dafür gibt es Spezialisten - der bekannteste ist der Feuerwehrmann Pinyo Pukpinyo. Der 50-Jährige ist der Schlangenfänger von Bangkok - und traut sich, vor eine fauchende Kobra zu knien oder zu zeigen, wie man schön langsam vor ihr Reißaus nimmt. Eine glitzernde Xenopeltis („Sunbeam Snake“) hält er lässig in der Hand wie andere Leute einen Schraubenschlüssel. Unter einem Löschauto auf seiner Wache liegt ein vier Meter langer Python in einem Käfig, der einen kleinen Hund verspeisen könnte. In der Feuerwehrstation gibt es Schlangen, die wieder ausgewildert werden, ein paar werden zu Schulungszwecken behalten. Das scheint auch sinnvoll: Um die 33 000 Schlangen-Fälle wurden vergangenes Jahr gemeldet, wie Pukpinyo erzählt. An diesem Vormittag ist es aber erstmal ein Feuer, zu dem er ausrückt. Wenig später meldet sich ein Stammkunde: Er hat zwei Schlangen im Garten. Als Pukpinyo dort eintrifft, ist es nur noch eine. An einer Kinderkletterwand im Hinterhof liegt eine kleine Bambusotter, grün und giftig. Es ist eine häufige der mehr als 200 Schlangenarten in Thailand. Für Pukpinyo Routine. Er braucht den Fanghaken nicht, sondern lässt das Tier in einen Plastikbehälter kriechen. Den schraubt er zu. Fertig. Der Hausbesitzer Theerat Navavivatsakul ist zufrieden - an Pukpinyo schätzt er, dass der schnell kommt. Nebenan ist eine grün überwucherte Brache, ein Paradies für Schlangen. Meist seien die Tiere auf Nahrungssuche, wenn sie in Häuser eindringen, sagt Pukpinyo. Beim aktuellen Fall seien bereits zwei Hühner von einem Python gefressen worden. Früher hatte Pukpinyo Angst vor Schlangen, aber als sie vor 17 Jahren Teil seines Jobs wurden, fing er an, sich für sie zu interessieren. „Es sind starke Kreaturen.“ Beim Umgang mit Schlangen gehe es vor allem um Sicherheit, für beide Seiten, Mensch und Tier. Man müsse lernen, wie man nicht gebissen werde. Einige würden etwa gefährlich, wenn man sie beim Fressen störe.

An der Hand hat Pukpinyo eine Narbe, die von einer Königskobra stammt. Die habe ihn nach einer Schulung gebissen und für zwei Monate ins Krankenhaus befördert. Er sei zwar mit ihnen vertraut, aber es sei gut, sich etwas Furcht vor Schlangen zu bewahren. „Man kann ihnen nicht vertrauen.“ Wenn sich Anrufer bei der Feuerwehr melden, ist der Rat: Erstmal keine Angst haben und die Schlange aus der Entfernung beobachten. Die Tür schließen. Bei giftigen Tieren rät er dringend davon ab, selbst etwas zu unternehmen. Kleiner Exkurs: In Reiseführern wird Touristen in Thailand empfohlen, in Gegenden, in denen es Schlangen geben könnte, Stiefel und lange Hosen zu tragen. In Bangkok kann man sich die Tiere aus sicherer Entfernung auf einer Schlangenfarm des Roten Kreuzes angucken. Dort führen die Experten Kobras und Vipern vor. „Nicht zu Hause nachmachen“, heißt es dabei. Die Experten zeigen auch, wie Gift entnommen wird. Bangkok ist eine Stadt, die auf Wasser, Sand und Lehm gebaut wurde, da sollte man in den Gärten und an Brachflächen die Augen offen halten. Wahrscheinlich kann jeder Bewohner eine Schlangen-Story erzählen. So wie in der Chat-Gruppe einer Wohnanlage, in der aufgeregt diskutiert wird, welches Reptil da gerade beim Pool gehangen hat: Es war wohl eine Goldschlange. Feuerwehrmann Pinyo Pukpinyo hat eine eigene Facebook-Seite mit Tausenden Fans. Besonders viel hat er in der Regenzeit zu tun, von Juni bis August. In Spitzenzeiten hat seine Wache 20 Schlangeneinsätze, rund um die Uhr. Pukpinyo rettet aber auch Katzen, wie ein Feuerwehrmann in Deutschland. Zur Beruhigung: Dass sich Schlangen auf der Toiletten finden, dürfte so bekannt sein, weil es sich auf den sozialen Medien im Internet verbreitet. Der Fachmann sagt, in Wirklichkeit seien solche Fälle nur ganz selten.

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