Beratungsstellen: Mehr sexualisierte Gewalt im Netz während der Pandemie
Während der Pandemie ist es auch bei sexualisierter Gewalt im Netz zu einem Anstieg gekommen. Laut dem Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe müsse untersucht werden, warum strafbare Handlungen teils nicht geahndet würden.
Illustration. 24.04.2021, Berlin: Eine junge Frau hält ein Smartphone in der Hand. (DPA)

Stalking, Belästigung, Deepfakes - der Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe fordert mehr Aufmerksamkeit für digitale geschlechtsspezifische Gewalt. „Verschiedene Formen digitaler Gewalt, speziell bildbasierter Gewalt, haben in der Pandemie noch mal stark zugenommen, als die Digitalisierung in noch mehr Bereiche unseres Lebens vorgedrungen ist“, sagt Referentin Kerstin Demuth.

Racheakte von Ex-Partnern und gehackte Clouds

Viele Frauen hätten sich deshalb an die mehr als 200 Fachberatungsstellen bundesweit gewandt; genaue Zahlen lägen aber nicht vor. „Es ist sehr belastend, wenn beispielsweise Bilder gestohlen werden, ob vom Ex-Partner oder weil die Cloud schlecht gesichert war, und dann Nacktfotos der Betroffenen im Internet kursieren.“

Es sei schwierig, jedes dieser Bilder im Netz zu finden und dagegen vorzugehen. „Wir brauchen Sicherheit, dass erstens Inhalte schneller entfernt werden, die ohne Erlaubnis der Fotografierten verbreitet werden, und zweitens nicht wieder hochgeladen werden oder dann zumindest wieder schnell verschwinden“, fordert Demuth und verweist auf die Verantwortung der Plattformen.

Zahlreiche Delikte nicht geahndet
Beispiele für digitale sexuelle Gewalt sind etwa „Dickpics“ (ohne Aufforderung gesendete Bilder von Penissen), „Deepfakes“ (bei denen Bilder der Betroffenen auf pornografische Inhalte retuschiert werden), Identitätsdiebstahl, Stalking oder Belästigung im Internet. Es müsse untersucht werden, wie verbreitet diese Gewaltformen in Deutschland seien und warum strafbare Handlungen teils nicht geahndet würden, so Demuth. Die Mitarbeiter von Strafverfolgungsbehörden müssten zudem zu digitalisierter und sexualisierter Gewalt sowie Traumatisierung geschult werden.

DPA