Ein serbisches Gericht hat am Mittwoch einen Kosovo-Serben aus der Haft entlassen, der illegal Waffen in den Kosovo geschmuggelt und an einer tödlichen Schießerei mit der Kosovo-Polizei beteiligt gewesen war. Der Politiker Milan Radoičić hatte seine Beteiligung gestanden. Pristina wirft Belgrad vor, Radoičić und seine Gruppe finanziell und praktisch zu unterstützen.
Keine Untersuchungshaft für Radoičić
Das Hohe Gericht in Belgrad lehnte einen Antrag der Staatsanwaltschaft ab, Radoičić in Untersuchungshaft zu nehmen. Es verbot ihm jedoch, seinen Wohnort und Serbien ohne Genehmigung des Gerichts zu verlassen. Auch die Einreise in den Kosovo wurde ihm untersagt. Radoičić muss sich zudem am 1. und 15. eines jeden Monats auf einer Polizeistation melden und seinen Pass abgeben.
Vizepräsident der Serbischen Liste
Radoičić ist Vizepräsident der Serbischen Liste, der größten Partei im serbisch dominierten Nordkosovo. Er hatte zugegeben, die Schießerei mit der Kosovo-Polizei am 24. September organisiert und daran teilgenommen zu haben. Damals hatten sich rund 30 bewaffnete Serben in einem serbisch-orthodoxen Kloster in der Nähe des Dorfes Banjska verschanzt. Bei dem Feuergefecht wurden drei Angreifer und ein Polizist getötet.
Schwerste Unruhen seit Jahren
Der Vorfall hat die Spannungen zwischen Belgrad und Pristina verschärft. Der Kosovo hatte sich 2008 nach einem Guerillakrieg und einer NATO-Intervention von Serbien unabhängig erklärt. Die rund 50.000 Serben, die im Norden des Kosovo leben, erkennen die Institutionen in Pristina nicht an und betrachten Belgrad als ihre Hauptstadt. Es kommt immer wieder zu Zusammenstößen mit der Kosovo-Polizei und den internationalen Friedenstruppen, doch die Ausschreitungen im September waren die schwersten seit Jahren.