31.08.2021, Pakistan, Islamabad: Heiko Maas (l.), Außenminister von Deutschland, und Shah Mahmood Qureshi, Außenminister von Pakistan, geben eine gemeinsame Pressekonferenz im Anschluss an ihr Treffen. (dpa)
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Deutschland strebt auch nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan unter bestimmten Bedingungen eine diplomatische Vertretung in der Hauptstadt Kabul an. „Wenn es politisch möglich wäre und wenn die Sicherheitslage es erlaubt, dann sollte auch Deutschland in Kabul wieder eine eigene Botschaft haben“, sagte Außenminister Heiko Maas am Dienstag bei einem Besuch in Katar. Zurzeit sei man in enger Abstimmung vor allem mit den europäischen Partnern zu diesem Thema.

Keine diplomatische Anerkennung, nur „Lösung praktischer Probleme“
Maas betonte aber auch, dass eine diplomatische Vertretung keine Anerkennung einer Taliban-Regierung bedeuten würde. „Es geht im Moment nicht um die Frage der völkerrechtlichen Anerkennung“, sagte er. „Es geht um die Lösung ganz praktischer Probleme.“
Maas beendet am Mittwoch seine viertägige Reise in fünf Länder, die mit der Afghanistan-Krise zu tun haben. Seit Sonntag besuchte er die Türkei und dann Afghanistans Nachbarländer Usbekistan, Tadschikistan und Pakistan. Katar ist die letzte Station.
Die Bundesregierung hatte nach der Machtübernahme der Taliban die Botschaft in Kabul geschlossen. Alle Diplomaten haben inzwischen das Land verlassen. Botschafter Markus Potzel verhandelt derzeit in der katarischen Hauptstadt Doha mit den Taliban über die Ausreise Schutzsuchender aus Afghanistan. Dort haben die Taliban ihr politisches Büro, das quasi als Außenministerium fungiert.
Botschaftseröffnung von Taliban-Politik abhängig
„Es gibt ein großes Bedürfnis nach diplomatischer Präsenz, weil wir eben auch viele Themen in Afghanistan haben“, betonte Maas. Er nannte die Bemühungen, frühere Mitarbeiter von Bundeswehr und Bundesregierung außer Landes zu bringen. „Mit diesem Thema werden wir es noch lange zu tun haben. Deshalb brauchen wir die Kontakte.“ Maas betonte aber, dass die Wiederöffnung der Botschaft von der konkreten Politik der Taliban und von der Sicherheitslage abhängen werde.
Derzeit betreiben nur noch wenige Länder wie Russland, China und die Türkei ihre Botschaften in Kabul. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Dienstag gesagt, dass es Gespräche mit Ländern wie Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Italien über eine diplomatische Präsenz in Kabul gebe, um „kontinuierliche Gesprächskontakte mit den Taliban aufbauen zu können“. „Es geht einfach nur darum, überhaupt Diplomaten in der Nähe zu haben, die mit den Taliban reden können.“
Merkel wies darauf hin, dass die Taliban ihre Präsenz in diesen Tagen von Doha nach Kabul verlagern würden. Es wird erwartet, dass sie in Kürze eine Regierung präsentieren werden.


dpa