Amerikas zweites Vietnam? USA evakuieren Botschaft in Kabul (dpa)
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Für US-Außenminister Antony Blinken ist die Evakuierung des Botschaftspersonals aus Afghanistans Hauptstadt Kabul die „Aufgabe Nummer eins“. „Daran arbeiten wir gerade“, sagte Blinken im US-Fernsehen am Sonntagmorgen (Ortszeit). Das gelte auch für afghanische Helfer, die US-Truppen während des Einsatzes unterstützt haben. Blinken betonte: „Das ist nicht Saigon“ Damit spielte auf die Niederlage der USA im Vietnamkrieg 1975 an. Damals gingen Bilder einer chaotischen Rettung des Botschaftspersonals aus Hanoi um die Welt. Blinken äußerte sich nicht zum Stand der Evakuierung in Kabul. Blinken verteidigte den Truppenabzug. „Wir sind vor 20 Jahren nach Afghanistan gegangen, mit einer Mission“, sagte er. Es sei darum gegangen, sich mit den Leuten zu befassen, welche die USA am 11. September 2001 angegriffen hätten. „Und wir haben diese Mission erfolgreich erfüllt“, sagte Blinken. Er räumte allerdings ein, dass auch die USA von den Ereignissen in Afghanistan überrascht worden seien. „Wir sehen, das die Streitkräfte nicht in der Lage waren, das Land zu verteidigen - und zwar schneller, als wir es erwartet hatten“, so der Minister. Biden hatte am Samstag eine weitere Verstärkung von 1000 Soldaten nach Kabul angeordnet. Sie sollen Berichten nach aus dem Nahen Osten kommen. Dort waren zuvor zusätzliche Militärs stationiert worden, um als Verstärkung bereitzustehen. Damit sind insgesamt rund 5000 US-Soldaten mit der Sicherung des Flughafens in Kabul sowie der Evakuierung des Botschaftspersonals und der afghanischen Hilfskräfte befasst. Dazu zählen 3000 Militärs, deren Verlegung in der vergangenen Woche angekündigt wurde, und rund 1000 Soldaten, die bereits vor Ort waren. Seit Beginn des Abzugs der US- und Nato-Truppen aus Afghanistan im Mai haben die militant-extremistische Taliban gewaltige Gebietsgewinne verzeichnet. In einem rasanten Vormarsch haben sie mittlerweile mehr als zwei Drittel der Provinzhauptstädte des Landes eingenommen - nun sind sie bis vor die Tore Kabuls vorgerückt. Derzeit laufen Gespräche zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung.

dpa