Nach der mutmaßlichen Verschleppung dreier kosovarischer Polizisten durch serbische Sicherheitskräfte hat Kosovo seine Grenzen für Waren und Fahrzeuge aus Serbien geschlossen. Dies geht aus Anordnungen der kosovarischen Zollverwaltung und aus der Erklärung eines Regierungssprechers hervor, über die die Medien in Pristina am späten Mittwochabend berichteten.
Nach kosovarischer Darstellung sollen serbische Sicherheitskräfte die Polizisten im nördlichen Grenzgebiet zu Serbien verschleppt haben. Die drei Beamten sollen auf kosovarischem Staatsgebiet Erkundungen über Schmugglerrouten durchgeführt haben, die von serbischen Kriminellen genutzt würden, so Innenminister Xhelal Svecla.
Die serbische Seite bestritt dies. Sie gab an, dass das Trio innerhalb Serbiens, fast zwei Kilometer von der Grenze entfernt, festgenommen worden sei. Die drei verhafteten Kosovo-Polizisten hätten einen „Terrorakt“ geplant. Welche Darstellung stimmt, bleibt unklar.
Konflikt im Balkan droht zu eskalieren
Der kosovarische Ministerpräsident Albin Kurti hatte am Vortag auf Facebook geschrieben, die drei Polizisten seien etwa 300 Meter von der Grenze zu Serbien entfernt festgenommen worden. „Wir vermuten, dass sie von der serbischen Armee entführt worden sind." Man gehe von einem Racheakt Belgrads aus, weil die kosovarische Polizei am Vortag einen mutmaßlichen Drahtzieher der Angriffe auf Nato-Soldaten im Norden Kosovos festgenommen hatte.
Ende Mai hatten gewalttätige Serben im Norden Kosovos Soldaten der Nato-geführten Schutztruppe KFOR angegriffen. Bei den Zusammenstößen gab es Dutzende Verletzte auf beiden Seiten. Auslöser des Konflikts war die Wahl von albanischstämmigen Bürgermeistern. Die serbische Minderheit boykottierte die Wahlen und erkannte die gewählten albanischen Bürgermeister nicht an.
Zwischen den beiden Nachbarländern schaukeln sich die Spannungen seit Monaten hoch. Kosovo hatte sich 2008 für unabhängig erklärt. Serbien erkennt dies nicht an und verlangt die Rückgabe seiner ehemaligen Provinz. Seit den Kommunalwahlen im Mai droht die Lage im Kosovo zu eskalieren. Die Serben bilden die zweitgrößte Volksgruppe im Kosovo und fordern einen Zusammenschluss mit Serbien.
