21.06.2023, Palästinensische Gebiete, Al-Lubban ash-Sharqiya: Menschen begutachten die Schäden nach den Ausschreitungen im Westjordanland. Dort ist es zu Angriffen israelischer Siedler gegen Palästinenser gekommen. Mehrere Dutzend Siedler sollen Geschäfte, Fahrzeuge, Felder, eine Tankstelle und Olivenbäume in Brand gesetzt haben. / Foto: DPA (dpa)
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Bei einem Angriff israelischer Siedler auf ein Dorf im besetzten Westjordanland ist nach palästinensischen Angaben am Mittwoch ein Palästinenser getötet worden. Das palästinensische Gesundheitsministerium erklärte, ein Mann aus Turmus Ajja sei nach einem Schuss in die Brust ins Krankenhaus eingeliefert worden und gestorben. Zwölf weitere Menschen seien verletzt worden. Der Bürgermeister von Turmus Ajja und ein Bewohner sagten, das palästinensische Dorf sei von 200 bis 300 Siedlern angegriffen worden.

Zahlreiche Häuser beschädigt, Autos angezündet und Felder abgebrannt

Die hunderten Extremisten hätten sich dort Konfrontationen mit Einwohnern geliefert, berichteten israelische und palästinensische Medien. Es handelte sich den Angaben zufolge um die Ortschaft Urif südlich der Palästinenserstadt Nablus. Aus dem Ort stammten zwei Attentäter, die am Dienstag im Westjordanland vier Israelis erschossen hatten. Die Ausschreitungen ereigneten sich nur Stunden nach der Beerdigung des israelischen Jugendlichen Nahman Mordof in der benachbarten israelischen Siedlung Schilo.

Der Bürgermeister Lafi Adeeb sagte, die Angreifer hätten 35 Häuser beschädigt sowie Autos und Felder in Brand gesteckt. AFP-Journalisten vor Ort sahen ausgebrannte Gebäude und Verletzte. „Siedler schossen auf uns, und als die Polizei und die israelische Armee eintrafen, schossen sie mit Gummigeschossen und Tränengas auf uns“, sagte der Anwohner Awad Abu Samra.

Das israelische Militär erklärte, die Sicherheitskräfte seien nach Turmus Ajja geschickt worden, „um die Brände zu löschen, Zusammenstöße zu verhindern und Beweise zu sammeln“, nachdem „israelische Zivilisten Fahrzeuge und Besitz von Palästinensern niedergebrannt hatten“.

Palästinensische Opfer nach israelischen Razzien und Siedlergewalt

Bei einer Trauerfeier in Dschenin trugen palästinensische Schülerinnen am Mittwoch die Leiche ihrer 15-jährige Klassenkameradin Sadil Naghnaghija, die am Montag bei einem israelischen Armeeeinsatz in der Stadt getötet worden war. Bei der Razzia wurden dem palästinensischen Gesundheitsministerium zufolge noch sechs weitere Palästinenser getötet, darunter auch ein 15-jähriger Junge.

Der tödliche Angriff auf die Tankstelle bei Eli hatte nach Angaben des Bürgermeisters von Huwara am Dienstag als Vorwand für die jüdischen Siedler gegen Bewohner der nahegelegenen palästinensischen Stadt gedient. Mehrere Dutzend Menschen seien dabei verletzt worden, teilte der Palästinensische Rote Halbmond mit. Ein AFP-Reporter berichtete von brennenden Olivenhainen. Am Dienstagabend wurden weitere Siedlerangriffe in Al-Lubban al-Scharhija und Beit Furik im nördlichen Westjordanland gemeldet.

Israel besetzte während des Sechstagekrieges 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem. Knapp 600.000 Israelis leben dort heute in mehr als 200 illegalen Siedlungen. Der UN-Sicherheitsrat bezeichnete 2016 diese Siedlungen als Verletzung des internationalen Rechts und forderte Israel auf, alle Siedlungsaktivitäten zu stoppen. Die Palästinenser wollen im Westjordanland, dem Gazastreifen und Ost-Jerusalem einen eigenen Staat einrichten.

TRT Deutsch und Agenturen