1. April 2022, London, Großbritannien: Sultana Tafadar, die erste Hidschab tragende Anwältin in Strafsachen, die zum Queen's Counsel ernannt wurde, vor dem Londoner Strafgerichtshof. (AA)
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Die in Luton bei London geborene Sultana Tafadar erhielt am Montag im Palast von Westminster ihr Letters Patent und damit die Ernennung ins „Queen's Counsel“. Die Urkunde ist eine Auszeichnung für herausragende anwaltliche Leistungen.

Frau Tafadar sagte, dass die Ernennung ins Queen's Counsel für sie von besonders großer Bedeutung sei, da sie zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn niemanden wie sich selbst mit Hidschab gesehen habe. Tafadar hat bangladeschische Wurzeln und wurde 2005 zur Anwältin ernannt. Sie wurde später die erste Hidschab tragende Anwältin in Strafsachen.

Tafadar baut auf Vorbildwirkung

Nach Shaheed Fatima ist sie die zweite Hidschab tragende Anwältin, die ins Queen's Counsel (QC) berufen wurde. Doch ist sie die erste Anwältin in Strafsachen, die das religiöse Gewand trägt.

Zu dem in London ansässigen Medienunternehmen „ITV“ sagte Sultana Tafadar: „Es ist eine surreale Erfahrung. Ich bin hocherfreut, vor allem, weil ich die erste Hidschab tragende Anwältin bin, die als Anwältin in Strafsachen zugelassen wurde.“

„Repräsentation ist wirklich wichtig“, ist Tafadar überzeugt. Sie fügte hinzu, dass sie dazu beitragen könne, dass der Traum von immer mehr Hidschab tragenden Frauen, in diesem Beruf aufzusteigen, Wirklichkeit werde. Tafadar erklärte:

„In der Regel gibt es in der Anwaltschaft nicht sehr viele Frauen, die einen Hidschab tragen, und man fragt sich: Kann man es überhaupt jemals schaffen? Ich hoffe, dass die Tatsache, dass ich es geschafft habe, zeigt, dass es möglich ist, und ich hoffe, dass es die Schleusen für andere öffnet, sich zu melden.“ Kaum Frauen im Queen's Counsel

Tafadar verwies auf Statistiken, aus denen hervorgeht, dass nur ein winziger Prozentsatz der rund 2000 Mitglieder des Queen's Councils Frauen mit schwarzer, asiatischer oder gemischter ethnischer Herkunft sind. Ein Bericht des britischen „General Council of the Bar“ über Rassenfragen ergab, dass vor Montag nur 31 Frauen mit entsprechendem Hintergrund zur Anwaltschaft zugelassen worden waren.

„Wenn man die Zahl der Hidschab tragenden Rechtsanwälte, die im Queen's Counsel sind, noch einmal reduziert, dann gab es bisher nur zwei – und ich bin die erste in der Strafrechtskammer“, sagte Tafadar.

Auf die Frage nach den Herausforderungen, mit denen sie auf dem Weg dorthin konfrontiert war, antwortete sie: „Wir könnten den ganzen Tag dafür verwenden.“ Es habe Herausforderungen vor Gericht und Herausforderungen am Arbeitsplatz in ihrer früheren Kanzlei gegeben. Sie sei jedoch froh, sagen zu können, dass es möglich sie, diese Herausforderungen zu überwinden.

Juristische Bemühungen gegen französisches Hidschab-Verbot

Tafadar ist nun auch an juristischen Bemühungen beteiligt, das französische Hidschab-Verbot zu Fall zu bringen, und wird dieses Jahr bei den Vereinten Nationen argumentieren, dass die dortige Regierung gegen internationales Recht verstoße.

Sie sagte: „Es gibt Frauen in ganz Europa und insbesondere in Frankreich, die diskriminiert werden, weil sie den Hidschab tragen.“ Frankreich will verschiedene Formen des Hidschab-Verbots in allen Lebensbereichen durchsetzen. Das komme einer Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, der Rasse und der Religion gleich, ist Tafadar überzeugt.

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TRT Deutsch