Als erster Mensch im Rollstuhl ist die Deutsche Michaela Benthaus ins All geflogen. Die querschnittsgelähmte Raumfahrtingenieurin reiste am Samstag als Touristin für einen Kurztrip von etwa zehn Minuten mit einer Rakete des US-Unternehmens Blue Origin in den Weltraum. An Bord befanden sich insgesamt sechs Touristen – darunter mit dem Raumfahrtingenieur Hans Königsmann noch ein weiterer Deutscher. Blue Origin gehört dem US-Multimilliardär Jeff Bezos, Gründer des Onlineriesen Amazon.
Die komplett automatisierte Trägerrakete des Typs New Shepard war um 08.15 Uhr (Ortszeit, 15.15 Uhr MEZ) vom Weltraumbahnhof Van Horn im US-Bundesstaat Texas gestartet. Die Kapsel mit den sechs Insassen löste sich dann plangemäß von der Rakete. Nach einigen Minuten landete sie sanft mit Fallschirmen in der texanischen Wüste. Während des Kurztrips überflogen Benthaus und ihre Mitreisenden die sogenannte Karman-Linie – die international anerkannte Grenze zum Weltraum, die hundert Kilometer über dem Meeresspiegel liegt.
Benthaus sitzt seit einem Mountainbike-Unfall im Jahr 2018 im Rollstuhl. Nach ihrem Unfall sei ihr bewusst geworden, wie schwer zugänglich die Welt für Menschen mit einer Behinderung sei, sagte sie in einem Video. „Wenn wir eine inklusive Gesellschaft sein wollen, müssen wir das in allen Bereichen sein und nicht nur dort, wo es uns passt.“
Der neue Chef der US-Raumfahrtbehörde Nasa, Jared Isaacman, gratulierte zu der Premiere und beglückwünschte Benthaus zu ihrer Ausdauer. „Sie haben Millionen Menschen inspiriert“, erklärte er im Onlinedienst X.
Der zweite deutsche Teilnehmer an der Mission NS-37, der Luft- und Raumfahrtingenieur Königsmann, widmet sich laut Blue Origin vor allem der Weiterentwicklung von wiederverwendbaren Raumfahrzeugen und Trägerraketen. Der Raketenwissenschaftler, der auch die US-Staatsangehörigkeit hat, arbeitete mehr als zwei Jahrzehnte lang für das Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk.
Weltraumtourismus mit Prominenten an Bord
Blue Origin bietet bereits seit mehreren Jahren Ausflüge an Bord der New Shepard ins All für Touristen an – zu einem Preis in unbekannter Höhe. Schon mehr als 80 Menschen nutzten das Angebot des Unternehmens, darunter die Sängerin Katy Perry und William Shatner, der in der berühmten Serie „Star Trek“ Captain Kirk verkörperte.
Zahlungskräftige prominente Gäste an Bord der New Shepard sollen das Interesse an den Weltraumflügen wach halten. Der große Rivale von Jeff Bezos im Bereich des Weltraumtourismus ist Virgin Galactic, das ein ähnliches Erlebnis mit Suborbitalflügen anbietet.
Blue Origin hat aber weitreichendere Pläne und will mit Weltraumflügen dem Unternehmen SpaceX des Milliardärs Elon Musk Konkurrenz machen. Mit seiner neuen Rakete New Glenn gelangen Blue Origin in diesem Jahr zwei unbemannte Flüge ins All.

















