Berliner Charité prüft Einsatz von Bandwurmmittel gegen Corona
In Studien wird derzeit die mögliche Eignung des Bandwurmmittels Niclosamid zur Behandlung von Corona-Infektionen untersucht. Das Medikament, das seit Jahren gegen Bandwürmer verwendet wird, habe zuvor im Labor starke Wirkung gegen Covid-19 gezeigt.
Symbolbild: Wissenschaftler forschen im Labor. (DPA)

Die Berliner Charité prüft den Einsatz eines üblicherweise gegen Bandwürmer eingesetzten Mittels zur Behandlung von Corona-Infektionen. Wie das Universitätsklinikum am Montag mitteilte, wird zurzeit in einer klinischen Studie untersucht, ob sich das Bandwurmmittel Niclosamid auch als wirksam gegen Covid-19 erweist.

Forschende des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung an der Charité und der Universität Bonn analysierten den Angaben zufolge, wie das Virus den Stoffwechsel der Wirtszelle zu seinen Gunsten umprogrammiert. Wie sie im Fachblatt Nature Communications berichteten, konnten sie vier Wirkstoffe identifizieren, die die Vermehrung des Virus in Zellen hemmen: die körpereigenen Stoffe Spermin und Spermidin, das experimentelle Krebsmedikament MK-2206 und das Bandwurmmittel Niclosamid. Letzteres habe die Produktion infektiöser Sars-CoV-2-Partikel um mehr als 99 Prozent gesenkt und damit den größten antiviralen Effekt gezeigt.

„Niclosamid hat in unseren Zellkultur-Untersuchungen den stärksten Effekt gezeigt und ist außerdem ein seit Jahren für Bandwurm-Infektionen zugelassenes Medikament“, erklärte Marcel Müller vom Institut für Virologie an der Charité. Es sei außerdem bei potenziell wirksamen Dosierungen gut verträglich. „Wir halten es für den vielversprechendsten der vier neuen Wirkstoffkandidaten."

In der klinischen Studie will die Charité jetzt überprüfen, ob das Mittel bei Patientinnen und Patienten mit kürzlich diagnostiziertem Covid-19 generell sicher anwendbar, verträglich und wirksam ist. Für die Studie werden noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht.

AFP