Die Türkei bei den Fußball-Europameisterschaften!
Die Türkei nimmt zum fünften Mal an einer Fußball-Europameisterschaft teil. Zuvor stand die Türkei bereits im Viertelfinale und sogar Halbfinale eines solchen Turniers und sorgte mit Kampfgeist und Einsatz für Begeisterung auf den Rängen.
(Others)

EM 1996: Alpay Özalan bekam die Fairplay-Trophäe!

Die Türkei nahm1996 erstmals in ihrer Geschichte an einer Europameisterschaft teil. Fatih Terim war bei dieser EM, die in Großbritannien ausgetragen wurde, Trainer der türkischen Nationalmannschaft. Terim untersagte seinen Spielern, Fleisch zu verzehren, da damals der Rinderwahn für eine Krise auf der Insel sorgte. Terim, Jahrgang 1953, war der jüngste Trainer der EM 1996. Fakt war, dass Terim nach der EM das Traineramt bei Galatasaray übernehmen würde und sein Co-Trainer Rasim Kara bereits eine Übereinkunft mit Beşiktaş getroffen hatte. Zur damaligen Zeit gab es keine türkischen Legionäre, die in den Kader der Nationalmannschaft berufen werden konnten. So hatte der Trainerstab eine ungewöhnliche Entscheidung getroffen und den Spieler Vedat İnceefe von Karabükspor aus der türkischen zweiten Liga mit zur EM genommen. İnceefe stand in drei Partien für jeweils 90 Minuten auf dem Platz und wechselte nach der EM zu Galatasaray.

Am 11. Juni 1996 bestritt die Türkei ihr erstes Spiel im Turnier gegen Kroatien. Robert Prosinecki wurde in dieser Partie von Tolunay Kafkas in Manndeckung genommen. Beide trainierten Jahre später jeweils für zwei Spielzeiten die Mannschaft von Kayserispor. Zwei weitere Spieler, die sich während dieser Partie ständig über den Weg liefen, waren Slaven Bilic und Sergen Yalçın, die später ebenfalls Trainerposten bei Beşiktaş innehatten bzw. noch immer haben. Kroatien gewann beim ersten Aufeinandertreffen dieser Mannschaften mit 1:0 durch ein Tor von Goran Vlaovic kurz vor Schluss. Alpay Özalan, der heftig dafür kritisiert wurde, dass er Vlaovic vor dessen Torschuss nicht gefoult hatte, erklärte nach der Partie, dass er es bedauere, den Torschützen nicht gefoult zu haben. Die türkische Nationalmannschaft setzte ihre gute Leistung beim Auftaktspiel gegen Kroatien auch im zweiten Spiel gegen Portugal fort, konnte aber das Tor von Fernando Couto nicht verhindern und fuhr somit die zweite Niederlage im Turnier ein. Dem starken Kader von Portugal gehörten damals Spieler an wie Dimas, der Jahre später unter Trainer Joachim Löw für Fenerbahçe spielte, sowie Ricardo Sa Pinto, der in der vergangenen Saison der türkischen Süper Lig die Mannschaft von Gaziantep FK trainierte. Damaliger Sturmpartner von Sa Pinto bei der EM war Joao Pinto, also der Vater von Tiago Pinto, der später für Osmanlıspor und Ankaragücü spielte.

Im letzten Gruppenspiel verlor die Türkei gegen Dänemark mit 0:3, wobei ein Tor der Türkei durch Saffet Sancaklı aufgrund einer Abseitsstellung nicht gewertet wurde. Damit war die Türkei die einzige Mannschaft des Turniers, die kein Tor erzielen konnte und mit null Punkten ausschied. Ein weiteres Detail der EM 1996 waren die Pflaster, die sich die Spieler auf die Nase klebten, um besser atmen zu können. Bei der türkischen Nationalmannschaft benutzten im ersten Gruppenspiel 7 Spieler, im zweiten 9 Spieler und im letzten Spiel dann wiederum gar kein Spieler mehr diese Nasenpflaster. Eine weitere Person, welche die Türkei bei der EURO 96 vertrat, war Schiedsrichter Ahmet Çakar. Somit wurde Çakar der erste türkische Schiedsrichter, der eine EM-Partie leitete, nämlich die Begegnung zwischen Spanien und Rumänien. Er verwarnte während des Spiels die Spieler Popescu, Hagi und Adrian Ilie, deren Wechsel damals zu Galatasaray noch nicht erfolgt war, mit einer Gelben Karte, Europameister bei der EM 96 wurde die deutsche Mannschaft, in deren Kader auch der Spieler von Beşiktaş, Stefan Kuntz, stand. Für die Türkei blieb Alpay Özalan in Erinnerung, der Vlaovics Tor nicht durch ein Foul verhinderte und dafür von der UEFA mit der Fairplay-Trophäe ausgezeichnet wurde. Vlaovic kommentierte die Aktion von Özalan wie folgt: „Die Türkei hat den Europäern, die sie als Barbaren bezeichnen, gezeigt, dass sie wahre Gentlemen sind.“

EURO 2000: Die deutsche Presse unterstützte die türkische Nationalmannschaft!

Unter Leitung von Trainer Mustafa Denizli nahm die Türkei an der EM 2000 teil, die in den Niederlanden und Belgien ausgetragen wurde. Auch bei Denizli stand fest, dass er nach der EM das Traineramt bei Fenerbahçe übernehmen würde, woraufhin der türkische Fußballverband mit Şenol Güneş bereits für seine Nachfolge gesorgt hatte. Die Türkei bestritt ihre erste Begegnung am 11. Juni 2000 gegen Italien. Das erste Tor in der Geschichte der Türkei bei einer EM fiel in dieser Partie durch ein Kopfballtor von Okan Buruk. Den Assist zum Tor gab Sergen Yalçın. Die Türkei verlor die Partie trotzdem mit 1:2, wobei der Siegtreffer für Italien durch einen umstrittenen Elfmeter fiel, den Filippo Inzaghi verwandelte, der im Nachhinein die Schiedsrichterentscheidung als einen „Glückspfiff“ interpretierte.

In ihrer zweiten Partie des Turniers spielte die Türkei gegen Schweden torlos unentschieden und fuhr somit den ersten Punkt in ihrer EM-Geschichte ein. Muzzy İzzet, der bei dieser EM im Kader der Türkei stand, lief zum ersten Mal für die Nationalmannschaft auf und sprach kein Wort Türkisch. Im letzten Gruppenspiel gewann die Türkei gegen Gastgeber Belgien mit 2:0, verbuchte damit ihren ersten Sieg bei einer EM und zog ins Viertelfinale ein, wo Portugal als nächster Rivale wartete. Deutschland schied bei der EM 2000 vorzeitig aus. Nach dem Ausscheiden Deutschlands und der Qualifikation der Türkei für das Viertelfinale titelte die Zeitung „Die Welt“ in der Schlagzeile ihrer Sportseite auf Türkisch „En büyük Türkiye“. Auch die Bild-Zeitung rief ihre Leserschaft zur Unterstützung der Türken auf und wandte sich mit Schlagzeilen auf Türkisch wie „Ihr seid jetzt unsere Jungs“ und „Wir freuen uns mit euch“ an die Spieler der türkischen Nationalmannschaft. Die Türkei verlor die Viertelfinalbegegnung, die sie zu zehnt beendete und bei der sie einen Elfmeter vergab, gegen Portugal mit 0:2 und verabschiedete sich von der EM2000. Alpay Özalan, der noch bei der EM 96 die Fairplay-Trophäe erhalten hatte, weil er Vlaovic nicht foulte und somit nicht an seinem Torschuss hinderte, sah in der Begegnung gegen Portugal die Rote Karte, als er in der 29. Spielminute auf den portugiesischen Spieler Couto einschlug, der ihn zuvor bei einem Luftduell zu Boden gebracht hatte. Couto, der den Siegtreffer für seine Mannschaft bei der EM 1996 gegen die Türkei geschossen hatte, hatte somit auch maßgeblichen Anteil am Sieg Portugals bei der Viertelfinalbegegnung der EM 2000. Alpay Özalan, der bei der EM 1996 noch dafür kritisiert worden war, keine Rote Karte in Kauf genommen zu haben, wurde nun nach der EM 2000 dafür kritisiert, eine kassiert zu haben. Nach seiner Rückkehr in die Türkei wurde Özalan sogar im Istanbuler Verkehr von einem Taxifahrer angehalten und zur Rede gestellt, woraufhin er mit ihm zu streiten begann. Nach dem Sieg bei der WM 1998 gewann Frankreich auch die EM 2000.

Euro 2008: Halbfinalbegegnung DeutschlandTürkei!

An der Euro 2008, die in Österreich und der Schweiz ausgerichtet wurde, nahm die Türkei unter Leitung von Trainer Fatih Terim teil. Nach der 0:2 Niederlage gegen Portugal im Auftaktspiel besiegte die Türkei Gastgeber Schweiz, der drei türkischstämmige Fußballer im Kader hatte, mit 2:1 durch einen Last-Minute-Treffer im Regen. Im dritten Spiel besiegte die Türkei Tschechien mit 3:2 durch Tore in den letzten 15 Minuten und zog damit ins Viertelfinale ein. Im Viertelfinale geriet die Türkei gegen Kroatien mit 0:1 in Rückstand, zog dann aber dank eines Treffers von Semih Şentürk nach Anspiel von Rüştü Reçber in der 119. Spielminute und dem anschließenden Elfmeterschießen ins Halbfinale ein. Die Türkei traf nach diesen drei unvergesslichen Comebacks auf Deutschland. Weil vor dem Deutschlandspiel wegen Verletzung und Kartensperre insgesamt 9 Spieler aus dem 23-köpfigen Kader der Türkei fehlten, wurde über die Möglichkeit diskutiert, Torhüter Tolga Zengin im Mittelfeld aufzustellen. Aufgrund dieser Ausfälle wollte die Türkei Spieler nachnominieren, aber die UEFA lehnte diesen Antrag mit der Begründung ab, dass "neue Spieler nach dem ersten Spiel des Turniers nicht in den Kader der Nationalmannschaft nominiert werden können". Dabei hatte Deutschland vor dem EM-Finale 1996 mit 4 verletzten und 2 gesperrten Fußballspielern Jens Todt mit Sondergenehmigung der UEFA in den Kader berufen dürfen. Vor diesem Spiel hatten sich Joachim Löw und Fatih Terim viermal bei Partien zwischen Fenerbahçe und Galatasaray bzw. der Türkei und Deutschland gegenübergestanden. Fatih Terim gewann drei dieser Spiele, eines endete unentschieden. Vor dem Spiel verlasen Deutschland-Kapitän Michael Ballack und Türkei-Kapitän Rüştü Reçber einen Appell gegen Rassismus. Zwar sorgte die Türkei trotz ihrer Schwächen durch einen Ausgleich zum 2:2 erneut für eine Comeback-Geschichte, doch konterte Philipp Lahm eine Finte von Sabri Sarıoğlu, brachte Deutschland in den letzten Minuten mit 3:2 in Führung und sorgte damit für den Endstand des Spiels. Das Finale der Euro 2008 fand zwischen Deutschland und Spanien statt, und Luis Aragones, der Trainer von Europameister Spanien, unterschrieb am Ende des Turniers bei Fenerbahçe. Rüştü Reçber, der bei den Europameisterschaften 1996 und 2000 herausragende Leistungen zeigte, verabschiedete sich nach der EM 2008 von der türkischen Nationalmannschaft.

Euro 2016: Der Emre-Mor-Sturm!

Bei der von Frankreich veranstalteten Euro 2016 trat die Türkei in der Gruppe D gegen Tschechien, Kroatien und Spanien an. In drei Spielen erzielte sie einen Sieg und zwei Niederlagen und schied aus dem Turnier in der Vorrunde aus, da sie auch nicht bester Gruppendritter werden konnte. Emre Mor war der erste Name, der fiel, wenn über die Türkei bei der Euro 2016 gesprochen wurde. Emre, der vor dem Turnier bei Borussia Dortmund unterschrieben hatte, spielte in 3 Spielen insgesamt 90 Minuten und sorgte für eine Torvorlage. Während Portugal Frankreich, den Sieger der Euro 2000, mit 1:0 besiegte, enttäuschte Emre Mor in den folgenden 5 Jahren die von seinen Fans in ihn gesetzten Erwartungen.