Türkei als Migrationsroute für Afghanen? Kritik an US-Erklärung
Laut den USA sollen Afghanen die Türkei als Migrationsroute benutzen. Nun hat die Türkei diese Empfehlung als „unverantwortlich“ zurückgewiesen. Ankara wolle für ein Drittland keine neue Migrationskrise bewältigen, so das türkische Außenministerium.
Das türkische Außenministerium kritisiert die US-Erklärung zur Migration von Afghanen in die Türkei. (AA)

Die Türkei hat am Dienstag eine Erklärung der USA scharf kritisiert, in der Afghanen ohne Absprache mit Ankara empfohlen wird, die Türkei als Migrationsroute auszuwählen. Das türkische Außenministerium wies in einer Erklärung den Verweis zurück. Das Ministerium betonte, die Türkei werde „keine neue Migrationskrise im Namen eines Drittlandes auf sich nehmen“.

Das US-Außenministerium hatte am Montag ein neues Programm angekündigt, wonach tausende afghanische Familien, mit denen Washington in Afghanistan kooperiert hat, sich als Migranten in den Vereinigten Staaten niederlassen können. Interessierte Afghanen müssten sich jedoch selbst auf den Weg in ein Drittland machen, wo sie 12 bis 14 Monate auf die Bearbeitung ihres Antrags warten müssen.

Einem hochrangigen Beamten des US-Außenministeriums zufolge hat Washington mit den Nachbarländern Afghanistans über eine mögliche Abwanderung gesprochen. Es sei wichtig, dass die Grenzen Pakistans zu Afghanistan offen bleiben. Alternativ könnten die Flüchtlinge über den Iran in die Türkei einreisen, hieß es.

„Werden keine neue Migrationskrise für ein Drittland auf uns nehmen“

Das türkische Außenministerium wies in einer Erklärung den Verweis auf die Türkei als Migrationsroute für Afghanen zurück. Die Türkei sei bereits seit sieben Jahren weltweit das größte Aufnahmeland für Flüchtlinge. Das Land werde „keine neue Migrationskrise im Namen eines Drittlandes auf sich nehmen“, so das türkische Ministerium.

„Als Türkei akzeptieren wir nicht die unverantwortliche Entscheidung der Vereinigten Staaten, ohne unser Land zu konsultieren. Wenn die Vereinigten Staaten diese Menschen in ihr Land bringen wollen, ist es möglich, sie direkt mit dem Flugzeug in ihr Land zu bringen“, betonte Ankara.

Die US-Erklärung könne eine neue Migrationswelle in der Region auslösen. Niemand solle dabei von der türkischen Nation erwarten, dass sie die Last der Migrationskrisen trägt, die durch „die Entscheidungen von Drittländern in unserer Region verursacht werden“, fügte das Ministerium hinzu.

Hunderte Afghanen fliehen nach Truppenabzug in die Türkei

Hunderte von Afghanen sind in den letzten Wochen angesichts der zunehmenden Gewalt in Afghanistan in die Türkei eingereist, was die Befürchtung eines erneuten Zustroms von Migranten aufkommen ließ.

Die Beziehungen zwischen Ankara und Washington sind trotz vieler Kooperationen deswegen angespannt. Ankara hatte zuletzt angeboten, den internationalen Flughafen, Hamid-Karzai-Flughafen in Kabul, nach dem Abzug der USA und der NATO zu bewachen und zu betreiben. Washington begrüßte den Vorschlag und sieht es als eine weitere Kooperationsmöglichkeit mit Ankara an.

TRT Deutsch