Botschafter: Österreichisch-Türkische Beziehungen haben belastbare Wurzeln
Der österreichische Botschafter in Ankara, Johannes Wimmer, hat sich zu den Beziehungen mit der Türkei geäußert. Diese seien belastbar und alt. Meinungsverschiedenheiten seien kein Hindernis, um in wichtigen Angelegenheiten zu kooperieren.
Johannes Wimmer, österreichischer Botschafter in Ankara (AA Archive)

Der österreichische Botschafter in Ankara, Johannes Wimmer, hat sich gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu zu den Beziehungen mit der Türkei geäußert. In dem am Dienstag veröffentlichten Beitrag spricht er über eine Reihe von Themen, darunter die türkische Minderheit in Österreich sowie die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen.

Die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Regierungen in Ankara und Wien bedeuteten nicht zwangsläufig, dass man in wichtigen Angelegenheiten nicht zusammenarbeiten werde, sagte der österreichische Botschafter in Ankara.

„Unsere bilateralen politischen Beziehungen sind definitiv nicht ohne Meinungsverschiedenheiten, aber das hindert Österreich und die Türkei nicht daran, in Angelegenheiten zu kooperieren, die für uns beide wichtig sind", sagte Wimmer.

„Unsere Beziehungen sind insgesamt solide und haben belastbare historische Wurzeln. Österreich und die Türkei arbeiten seit Jahrzehnten in einer Reihe von Bereichen zusammen, darunter Wirtschaft und Tourismus, Sicherheit, multilaterale Zusammenarbeit, akademischer Austausch und Kultur. Es gibt Herausforderungen, ja, aber es gibt auch gute Perspektiven für unsere Zusammenarbeit“, sagte er.

Wirtschaftliche Zusammenarbeit „stark und stabil“

Laut dem österreichischen Diplomaten ist die Zusammenarbeit in den Bereichen Handel und Wirtschaft „stark und stabil“. Rund 250 österreichische Unternehmen, die von 2002 bis 2020 an vierter Stelle bei den ausländischen Direktinvestitionen gestanden hätten, seien in der Türkei aktiv. Es gebe hierbei noch viel Potenzial.

„Die türkische Wirtschaft stützt sich auf einen sehr robusten und produktiven Sektor. Wir sehen viele Möglichkeiten und Chancen für die Zusammenarbeit zwischen österreichischen und türkischen Unternehmen in Bereichen wie Infrastruktur, erneuerbare Energien, Informationstechnologie und Umwelttechnologie“, fügte er hinzu.

Der österreichische Diplomat betonte, dass das bilaterale Arbeitsabkommen mit der Türkei von 1964 zur Übersiedlung tausender türkischer Staatsbürger nach Österreich geführt habe. Das sei zu einer Zeit geschehen, als das Land mit Arbeitskräftemangel konfrontiert gewesen sei. Die Beiträge dieser Menschen hätten eine große Rolle in der Entwicklung Österreichs gespielt.

„Menschen aus der Türkei, die in Österreich arbeiten, haben daher über fast sechs Jahrzehnte wesentlich zur wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte Österreichs beigetragen“, sagte er. „Das heißt aber nicht, dass es keine Probleme im Zusammenhang mit der Integration gibt.“

Seine Regierung sei besorgt über Versuche, „die darauf abzielen, Teile der Gemeinschaft zu polarisieren oder gar zu radikalisieren“, sagte er weiter. „Nichtsdestotrotz bilden die Menschen aus der Türkei in Österreich ein lebendiges Band zwischen unseren beiden Ländern, und sie sind ein wichtiger Faktor für den Austausch zwischen unseren Gesellschaften und Kulturen (...).“

„Wir haben diese Bekundung sehr zu schätzen gewusst“

In Bezug auf Solidaritätsbekundungen der Türkei nach dem Terroranschlag in Wien vom 2. November sagte der Botschafter: „Wir haben diese Bekundungen in diesem schwierigen Moment sehr zu schätzen gewusst.“

Hinsichtlich der zwei türkischstämmigen Männer, die inmitten des tödlichen Terroranschlags in Wien Courage zeigten, sagte der Botschafter, es sei „sehr ermutigend, Beispiele von Mut und Bereitschaft zu sehen, anderen in Not zu helfen“.

„In unseren heutigen Gesellschaften sind die Identitäten vielfältig und unterschiedlich, aber ich glaube, was am Ende wirklich zählt, ist unsere Einheit und unsere Fürsorge als menschliche Wesen, egal, was wir als unseren Hintergrund betrachten“, sagte er.

Unter Anspielung auf den österreichischen Ministerpräsidenten Sebastian Kurz schlussfolgerte der Botschafter, dass das Terrorismus-Problem nichts zwischen Christen und Muslimen oder Österreichern und Migranten sei. Der Kampf gelte denen, die den Krieg befürworten.

TRT Deutsch