Augsburg: Gülen-Sekte baut Netzwerk weiter aus
Ein Verein der umstrittenen Gülen-Sekte bekundet Interesse an einer Kita in Augsburg. Damit soll das Gülen-Netzwerk in der Stadt erweitert werden. Die Vereinsvorsitzenden hüllen sich bisher in Schweigen.
Symbolbild: Kinder in einer Kita (DPA)


Die in der Türkei als „Fetullahistische Terrororganisation” (FETÖ) geltende Gülen-Sekte will ihr Netzwerk in Augsburg weiter ausbauen: Das Gülen-nahe Frohsinn Bildungszentrum plant nun einen neuen Kindergarten in der Stadt, wie die „Augsburger Allgemeine“ am Dienstag berichtete.

Das Bildungsreferat habe das Interesse des Vereins bereits bestätigt. Die beiden Vorsitzenden der Vereinigung, die Lehrer an staatlichen Schulen seien, lehnen nach Angaben der Zeitung jegliche Mitteilung zum Vorhaben ab. Geschäftsführer Mehmet Badal habe angegeben, er wolle die Informationen „schützen“. Auch an der Erweiterung von zwei weiteren Kitas in Mering soll der Verein interessiert sein, wie die Zeitung unter Berufung auf den Bürgermeister Florian Mayer informierte.

Personal wurde bereits geschult

Bereits im Februar habe die Organisation der Sekte ein Online-Seminar für das pädagogische Personal einer möglichen neuen Kita durchgeführt. Das Thema des Seminars: „Wie werde ich Vorschullehrer in Deutschland? Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten in den Vorschulen des Frohsinn Bildungszentrums.“ Die Teilnehmer seien etwa 70 Gülenisten gewesen, die aus diversen Ländern nach Deutschland gekommen seien, um sich hier niederzulassen, berichtetE die „Augsburger Allgemeine“.

Das Frohsinn Bildungszentrum soll seit 1996 in die Aktivitäten der Gülen-Sekte involviert sein – so auch der 1992 gegründete Mutterverein Rumi. Alleine in Augsburg, Mering und Gersthofen betreibe die Organisation Kitas mit insgesamt 234 Betreuungsplätzen.

Die tiefe Verwurzelung der Gülenisten in Augsburg lässt sich auch an den unterschiedlichen Organisationen erkennen, durch die sie ihre Aktivitäten mutmaßlich fortführt: Neben dem Frohsinn Bildungszentrum und Rumi sind auch die Frauenorganisation Calla sowie eine weitere Gruppierung Teil des Netzwerks.

Kommunale Unterstützung für die Organisation der Gülen-Sekte

Die gülenistischen Strukturen in Augsburg werden auf unterschiedlichen Ebenen ausgebaut. Um Jugendliche für die Gülen-Sekte anzuwerben, gibt es auch eine Nachwuchsorganisation von Frohsinn. Als Mitglied im Stadtjugendring hat sie Zugang zu kommunalen Fördermitteln. Künftig könnten die Aktivitäten des Gülen-nahen Vereins auch durch den Freistaat Bayern finanziert werden: Derzeit bemühe sich die Organisation um eine Aufnahme beim bayerischen Landesjugendring, berichtetE die „Augsburger Allgemeine“. So könnte der Weg für die Förderung durch staatliche Programme für internationale Jugendarbeit geebnet werden.

Auch von der Stadt erfahre der Verein Unterstützung. Margret Spohn, Leiterin des Büros für gesellschaftliche Integration, soll bereits seit Jahren aktiv an den von der Gülen-Sekte initiierten Nymphenburger Gesprächen teilnehmen.

Im Juli 2016 hatte die Fetullahistische Terrororganisation (FETÖ) nach jahrelanger Infiltration des türkischen Staatsapparates versucht, die demokratisch gewählte Regierung der Türkei zu stürzen. Der Putschversuch konnte durch den Widerstand der loyalen Sicherheitskräfte und des Volkes vereitelt werden. Der Anführer der Organisation, Fetullah Gülen, lebt seit 1999 im US-Exil in Pennsylvania.

Die Gülen-Sekte ist auch in Deutschland aktiv und betreibt zahlreiche Unternehmen, Vereine und Bildungseinrichtungen. Die Strukturen und Finanzierungen sind zumeist undurchsichtig.

TRT Deutsch