Ukrainischer Botschafter fordert härtere Haltung gegenüber Russland
Der Diplomat Andrij Melnyk pocht auf Sanktionen gegenüber Russland und bekräftigt die Forderung seines Landes nach Waffenlieferungen. Deutschland solle einen „drohenden Krieg mitten in Europa“ rechtzeitig verhindern helfen.
Symbolbild: Munition (DPA)

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, fordert eine härtere Haltung Deutschlands gegenüber Russland. Die Bundesregierung solle nicht weiter abwarten, sondern gemeinsam mit den Partnern in der Europäischen Union und in der Nato schon jetzt Sanktionen gegen Russland einführen, sagte Melnyk am Montag im Deutschlandfunk. Deutschland müsse eine Hauptrolle dabei spielen, einen drohenden Krieg „mitten in Europa noch rechtzeitig zu verhindern“.

Der russische Präsident Putin werde nur einlenken, wenn er schnellstmöglich mit harten Strafmaßnahmen konfrontiert werde, sagte Melnyk. Der Botschafter nannte als mögliche Sanktionen ein Ende der umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2, ein Embargo auf Energieimporte aus Russland sowie einen Ausschluss Moskaus aus dem internationalen Zahlungssystem Swift. Botschafter an Deutschland: Haltung zu Waffenlieferungen bedenken

Der ukrainische Botschafter rief die Bundesregierung erneut dazu auf, ihre Haltung zu Waffenlieferungen an sein Land zu überdenken. „Es kommt darauf an, dass uns mit Defensivwaffen geholfen wird und nicht nur mit schönen Worten oder Ratschlägen“, sagte Melnyk. Zudem müsse bald ein Gipfeltreffen im sogenannten Normandie-Format einberufen werden. Deutschland und Frankreich beraten in diesem Rahmen gemeinsam mit der Ukraine und Russland. „Da hoffen wir, dass Bundeskanzler Scholz Putin buchstäblich zum Verhandlungstisch zurückzwingt“, sagte Melnyk.

Melnyk äußerte sich vor dem Ukraine-Besuch von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die am Montag in Kiew mit Präsident Wolodymyr Selenskyj und ihrem Amtskollegen Dmytro Kuleba über die angespannte Lage an der Grenze zu Russland sprechen will, wo Moskau nach westlichen Angaben mehr als 100.000 Soldaten zusammengezogen hat. Der Ukraine-Konflikt war auch ein zentrales Thema beim Antrittsbesuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Washington.

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AFP