Iran: Präsident Ruhani von Hardlinern im Parlament angezeigt
Im Iran haben Hardliner im Parlament Anzeige gegen Präsident Ruhani erstattet. Beobachter sehen darin einen Zusammenhang mit den Atomverhandlungen in Wien. Ruhani selbst wirft den Abgeordneten innenpolitische Machtkämpfe vor der Präsidentenwahl vor.
Irans Parlament zeigt Präsident Ruhani an (DPA)

Das iranische Parlament hat Präsident Hassan Ruhani angezeigt. Die Abgeordneten werfen ihm vor, vom Parlament verabschiedete Gesetze missachtet zu haben. Wie die Nachrichtenagentur Fars am Sonntag weiter berichtete, stimmten 190 der 235 anwesenden Mandatsträger dafür. Weitere Hintergründe wurden nicht erwähnt. Beobachter sehen jedoch einen Zusammenhang zwischen den erneuten Atomverhandlungen in Wien, die zu einem Kompromiss mit dem Erzfeind USA führen sollen. Schon kurz nach ihrem Sieg bei der Parlamentswahl im Februar 2020 wollten die Hardliner und Erzkonservativen eine Einbestellung und letztendlich den Rücktritt des moderaten Präsidenten. Ruhani habe mit einer prowestlichen Politik und dem Wiener Atomabkommen von 2015 die Islamische Republik von ihren ideologischen Zielen entfernt, hieß es. Außerdem habe seine Reformpolitik nichts gebracht und das einst ölreiche Land in eine seiner schlimmsten Wirtschaftskrisen geführt. Ruhani selbst weist die Kritik vehement zurück und wirft seinerseits den Hardlinern im Parlament vor, nationale Interessen für innenpolitische Machtkämpfe vor der Präsidentenwahl im Juni zu opfern. Ruhanis selbst kann zwar nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten, aber die Hardliner wollen laut Beobachtern auch die Chancen der anderen moderate Kandidaten minimieren. Seit der islamischen Revolution von 1979 war kein iranischer Präsident derart aggressiv von der hiesigen Opposition behandelt worden. Im Oktober letzten Jahres forderte einer der Abgeordneter sogar Ruhanis Hinrichtung, weil der Präsident Verhandlungen mit den Erzfeind USA vorgeschlagen hatte, um das Land aus der Wirtschaftskrise führen zu können. Für die Hardliner sind Verhandlungen mit den USA Landesverrat.

DPA