Datenschutz: Apps übermitteln Daten von Muslimen an US-Militär
Laut einem Medienbericht kaufen das US-Militär und weitere Behörden sensible Daten von Menschen und setzen sie bei Militäroperationen ein. Die Daten stammen meist von Apps wie „Muslim Pro“, die sich als Zielgruppe auf Muslime konzentriert haben.
„Muslim Pro“-App erinnert die Nutzer an Gebetszeiten und ermittelt, in welcher Richtung Mekka liegt. (AP)

Eine Recherche von „Vice“ zeigt, dass das US-Militär detaillierte Informationen wie Standortdaten von Menschen auf der ganzen Welt kauft. Die Daten stammen aus vermeintlich harmlosen Smartphone-Apps und sollen oft auf muslimische User abzielen, berichtete das Magazin am Montag. Unklar ist, ob alle App-Entwickler davon Kenntnis haben, wo genau die gesammelten Daten landen und wie sie eingesetzt werden.

Die Daten werden laut „Vice“ über zwei Firmen gesammelt – die Firma „Babel Street“ und den Hersteller der „Locate X“-Software. Wie „Babel Street“ an die Daten rankommt, gibt das Unternehmen nicht preis. Der andere Datenstrom soll über die Firma „X-Mode“ laufen, die Standortdaten direkt aus Anwendungen bezieht und diese Daten dann an Dritte verkauft. Unter den Käufern befinden sich demnach auch Auftragnehmer des US-Militärs. Über „Locate X“ gab es bereits im März Berichte, dass diverse US-Behörden die Software einsetzten.

Die streitkräfteübergreifende Kommandoeinrichtung U.S. Special Operations Command (USSOCOM) etwa, die auf Terrorismus- und Aufstandsbekämpfung sowie Sonderaufklärung spezialisiert ist, hat sich laut Berichten einen Zugang zu „Locate X“ erworben. Die Daten würden bei Sondereinsätzen in Übersee verwendet werden, bestätigt ein Sprecher des US-Militärs in einer Erklärung.

Das Magazin stellt zwar die Vermutung auf, die erworbenen Daten könnten von den USA in Kriegssituationen, bei Militäroperationen und umstrittenen Drohnenangriffen im Nahen Osten eingesetzt worden sein – konkrete Fälle seien jedoch nicht nachweisbar.

Oft Apps mit muslimischen Zielgruppen betroffen

Viele der betroffenen Apps werden von Muslimen benutzt. „Vice“ analysierte unter anderem „Muslim Pro“, eine App für die Erinnerung an islamische Gebetszeiten mit fast 100 Millionen Downloads. Die App von „Bitsmedia“ aus Singapur übermittelt Daten an „X-Mode“, stellte das Magazin zudem fest.

Neben „Muslim Pro“ installierte „Vice“ auch die Dating-App „Muslim Mingle“ auf ein Android-Telefon und beobachtete, wie die App mehrmals genaue Standortdaten und den Namen des WLAN-Netzwerks an „X-Mode“ übermittelte. Bei der Dating-App „Iran Social“ stieß das Magazin auf ähnliche Telemetrie-Funktionen. Auch hier sollen GPS-Koordinaten bei „X-Mode“ gelandet sein. Die „Iran Social“-Entwickler bieten weitere Apps an, die sich auf andere muslimische Länder als Zielgruppe konzentrieren, wie etwa „Turkey Social“ oder „Egypt Social“.

Auf Anfrage von „Vice“ wüssten einige App-Entwickler nicht, bei wem die Standortdaten ihrer Benutzer landen würden. Keines der genannten Unternehmen oder App-Entwickler hat dazu bisher Stellung genommen.

TRT Deutsch