Erdoğan: „Antisemitismus ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“
Der türkische Präsident Erdoğan hat Vertreter von jüdischen Gemeinden in Ankara empfangen. Er sagte bei seiner Rede, Antisemitismus sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, genauso wie Islamophobie.
Erdoğan: „Antisemitismus ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ (AA)

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat am Mittwoch Vertreter der jüdischen Gemeinde in der Türkei und der Allianz der Rabbiner in islamischen Staaten (ARIS) empfangen. Das Treffen fand im Präsidentenkomplex in der Hauptstadt Ankara statt. Unter den Gästen befanden sich unter anderem der Oberrabbiner der Türkei, Isaak Haleva und der Oberrabbiner Russlands, Berel Lazar.

Erdoğan sagte bei seiner Rede: „So wie wir Islamophobie als Verbrechen gegen die Menschlichkeit sehen, sehen wir auch Antisemitismus als Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“ Eine Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihres Glaubens oder ihrer ethnischen Herkunft sei inakzeptabel.

Er erinnerte daran, dass die Türkei 2005 Mitveranstalter des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust war. Auch habe die Türkei den Beschluss von 2007 über die Unleugbarkeit des Holocaust unterstützt.

Türkei als Zufluchtsort für geflüchtete Juden

Für Juden, die im Laufe der Geschichte in verschiedenen Teilen der Welt verfolgt worden sind, sei die Türkei stets ein Zufluchtsort gewesen, betonte der türkische Präsident. So habe die Türkei unter anderem die 1492 vor der Inquisition in Spanien geflohenen Juden aufgenommen.

Erdoğan lobte die über Jahrhunderte geleisteten Beiträge jüdischer Bürger zur Entwicklung der Türkei. „Wir haben es nicht zugelassen, dass menschenverachtende Ideen wie Rassismus, Antisemitismus und Intoleranz gegenüber anderen Religionen auf diesem Boden Fuß fassen,“ erinnerte er. Nötig sei Solidarität im Kampf gegen Islamophobie, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit – „insbesondere in westlichen Ländern“.

Türkisch-israelische Beziehungen

Es sei wichtig, die Rahmenbedingungen für Frieden und Stabilität im Nahen Osten zu fördern. Die Türkei wünsche sich einen Naher Osten, in dem Gesellschaften mit unterschiedlicher religiöser, sprachlicher und ethnischer Prägung in Frieden zusammenleben. Die israelische Regierung müsse aus dieser Perspektive auf die Konflikte blicken.

Trotz der Meinungsverschiedenheiten über Palästina entwickelten sich die türkisch-israelischen Beziehungen in den Bereichen Wirtschaft, Handel und Tourismus weiter, erklärte Erdogan.

Eine „aufrichtige und konstruktive Haltung Israels“ im Zusammenhang mit den Friedensbemühungen werde „zweifellos“ zum Normalisierungsprozess beitragen. Die Beziehungen zwischen der Türkei und Israel seien für die Stabilität und Sicherheit der Türkei von entscheidender Bedeutung, so der türkische Präsident. In diesem Zusammenhang habe der Dialog sowohl mit dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog als auch mit Ministerpräsident Naftali Bennett eine große Bedeutung.

TRT Deutsch