Steigende Corona-Zahlen: Bundeswehr hilft Gesundheitsämtern
In vielen Großstädten helfen mittlerweile Soldaten der Bundeswehr in den Gesundheitsämtern. Zu ihren Aufgaben gehört die Nachverfolgung von Corona-Kontakten. Trotzdem bleiben die Bemühungen erfolglos.
Bundeswehr hilft Gesundheitsämtern – Kontakten nachvollziehen erfolglos (DPA)

Zehn Tage nach dem Krisentreffen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Bürgermeistern der elf größten Städte haben mehrere Großstädte Hilfe der Bundeswehr in Anspruch genommen. Die Soldaten helfen unter anderem in Gesundheitsämtern dabei, die Infektionsketten nachzuvollziehen. Fast jede der Großstädte hat den kritischen Wert von 50 bei der Sieben-Tage-Inzidenz mittlerweile überschritten. Merkel hatte am 9. Oktober den Bürgermeistern der elf größten Städte Hilfe bei steigenden Corona-Zahlen zugesichert: Wenn den Gesundheitsämtern droht, überfordert zu werden, sollen sie von Bund und Land unterstützt werden. Seitdem ist die Zahl der Neuinfektionen in die Höhe geschossen. Große Sorge bereitet der Politik der Anstieg der Corona-Fälle in Berlin. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 86,9 (Stand Sonntag). Die Gesundheitsämter in den Bezirken sind wegen 200 fehlender Stellen chronisch überlastet. Bei der Kontaktnachverfolgung kommen sie nach eigener Darstellung aber noch hinterher. Hier helfen auch 240 Bundeswehrsoldaten und einige Fachleute des Robert Koch-Instituts. In den kommenden Wochen sollen weitere Helfer eingestellt werden.

Nachverfolgung der Kontakte sehr aufwendig

Auch mehrere andere Großstädte bekommen Unterstützung der Bundeswehr bei der Nachverfolgung von Kontakten von Infizierten. In Frankfurt sind es mittlerweile 80 Soldaten. 60 traten in der vergangenen Woche zum Corona-Dienst an, die übrigen kamen am Montag dazu. In Dortmund und Hamburg greifen jeweils 40 Soldaten den Ämtern unter die Arme. In Stuttgart helfen seit Donnerstag 60 Soldaten bei der telefonischen Kontaktverfolgung im Gesundheitsamt. Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) hatte vor einigen Tagen angekündigt, Hilfen durch Bundeswehrangehörige zu prüfen. In Köln hilft die Bundeswehr bereits seit Wochen im Gesundheitsamt aus. Ab Mittwoch soll die Zahl der Soldaten von 30 auf 53 aufgestockt werden. Nicht nur in den Großstädten, auch in vielen Landkreisen und kleineren Städten gehen die Zahlen nach oben. In Mecklenburg-Vorpommern helfen von Dienstag an 26 Soldaten in Gesundheitsämtern aus. In der niedersächsischen 82.000-Einwohner-Stadt Delmenhorst wurde am Montag ein sprunghafter Anstieg verzeichnet. Der Sieben-Tage-Inzidenz betrug 223,1. Die Nachverfolgung der Kontakte sei sehr aufwendig und benötige viel Zeit, sagte Oberbürgermeister Axel Jahnz (SPD).

Corona-Warn-App wenig genutzt

Die Infektionsketten seien zunehmend schwer nachvollziehbar, sagte der Leiter des Kölner Gesundheitsamts, Johannes Nießen. „In rund 40 Prozent der Fälle wissen wir nicht, wo sich die positiv getesteten Personen angesteckt haben“, sagte er. Die Corona-Warn-App werde offenbar wenig genutzt. Zudem sei die Bereitschaft gering, ehrlich Auskunft zu geben. Der Amtsarzt des Berliner Bezirks Neukölln, Nicolai Savaskan, sagte dem Tagesspiegel vergangene Woche, dass bei 70 Prozent der Fälle in seinem Bezirk der Infektionsherd nicht mehr zu finden sei. Beim Treffen Merkels mit den Bürgermeistern wurde vereinbart, spätestens bei einem Inzidenz-Wert von 50 umfangreiche Beschränkungen einzuführen. Mittlerweile haben die elf größten Städte Deutschlands, die an dem Treffen mit Merkel beteiligt waren, den kritischen Wert überschritten. In Hamburg war das am Montag der Fall. Eine Verordnung mit neuen Maßnahmen könnte dort schon zum Wochenende in Kraft treten. Auch in vielen anderen Großstädten wurden die Corona-Beschränkungen verschärft, etwa durch eine Maskenpflicht in stark frequentierten Bereichen im Freien, eine Sperrstunde in der Gastronomie und ein Verkaufsverbot für Alkohol in der Nacht. Die Beschränkungen stellen auch die Ordnungsämter vor Herausforderungen. Denn die müssen die Auflagen durchsetzen. „Die Mitarbeiter können aber natürlich nicht überall sein“, sagte ein Sprecher der Stadt Düsseldorf.

DPA