Razzia gegen rechtsextreme Hooligan-Gruppe „Jungsturm“
Bei einer Razzia gegen die rechte Hooligan-Gruppe „Jungsturm“ in Thüringen und Sachsen-Anhalt sind drei Männer festgenommen worden. Einige Mitglieder sind im rechtsextremen Kampfsportmilieu aktiv - andere haben Kontakt zu bulgarischen Neonazis.
28.04.2020, Thüringen, Kirchheim: Ein Fahrzeug mit dem Schriftzug „Polizei Pressestelle“ steht vor einem Gebäude, in dem eine Razzia stattgefunden haben soll.  (DPA)

Drei bei einer Razzia gegen die Hooligan-Gruppierung „Jungsturm“ in Thüringen und Sachsen-Anhalt festgenommene Männer sind polizeibekannte rechte Straftäter. Gegen die Verdächtigen im Alter von 26 bis 28 Jahren sollen Haftbefehle beantragt werden, wie ein Polizeisprecher am Dienstag ankündigte. Zwei der Beschuldigten wurden in der Region Saalfeld-Rudolstadt und einer in Halle festgenommen. Die Männer waren laut Polizei an Gewaltstraftaten beteiligt, bei denen mehrere Personen teils schwer verletzt wurden.

Die Sicherheitsbehörden hatten am Dienstag mehrere Objekte in Saalfeld, Rudolstadt, Bad Blankenburg, Erfurt, Sondershausen, im Ilm-Kreis sowie in Halle in Sachsen-Anhalt durchsucht. Während den Durchsuchungen stellten die Beamten unter anderem größere Mengen an Beweismitteln wie Sturmhauben, Datenträger sowie diverse Fußballfanartikel sicher. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung.

Die Gruppierung „Jungsturm“ wird der Hooliganszene des FC Rot-Weiß Erfurt zugerechnet. Die Mitglieder gelten szenekundigen Beamten als Problemfans und sind zum Teil aktive Kampfsportler. Einzelne sollen unter anderem an einem Übergriff auf Fußballfans des FC Carl Zeiss Jena im Juni 2019 in Gotha beteiligt gewesen sein.

„Jungsturm“-Mitglieder im rechtsextremen Kampfsportmilieu aktiv

Mehrere Mitglieder des „Jungsturm“ sind im rechtsextremen Kampfsportmilieu aktiv, wo Neonazis den Straßenkampf trainieren. Bilder, die die linke Rechercheplattform „exif“ veröffentlichte, zeigen Aufnahmen mutmaßlicher „Jungsturm“-Mitglieder im Jahr 2019 beim Neonazi-Kampfsportturnier „Tiwaz“ bei Zwickau.

Laut Angaben von „exif“ ist „Jungsturm“ 2014 ins Leben gerufen worden. Die rechte Hooligangruppe sehe sich als Nachwuchs der „Kategorie Erfurt“ (KEF), weshalb auch häufig die Bezeichnung „Jungsturm KEF“ auftauche. Die rechtsextreme Vereinigung bestehe im Kern aus bis zu zehn Personen und könne auf ein Unterstützer-Netzwerk mit bis zu zwanzig Personen zurückgreifen.

Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus (Mobit) hatte schon vor Monaten vor einer zunehmend enger werdenden Vernetzung von Hooligan-Szene sowie dem Kampfsport- und dem rechtsextremen Milieu gewarnt. Ein Sprecher der Organisation erklärte, die jüngsten Razzien bestätigten diese Hinweise, die noch 2019 vom Thüringer Innenministerium nicht ernst genommen worden seien.

In internationales Neonazi-Netzwerk eingebunden

Medienberichten zufolge handelt es sich bei der Gruppe „Jungsturm KEF“ um eine rechtsextreme Hooliganvereinigung mit engen Verbindungen in die militante europäische Neonazi-Szene. Besonders gute Verbindungen pflege die Gruppe vor allem zu den Neonazi-Hooligans des Fußballclubs CSKA Sofia, die unter dem Namen „Animals“ auftreten. Mehrmals hätten Mitglieder des „Jungsturm“ die Neonazi-Hooligans in Bulgarien besucht. Die bulgarischen Neonazis der Gruppe „Animals“ werden dem „Blood & Honour/Combat 18“-Netzwerk zugerechnet.


TRT Deutsch und Agenturen