Fachkräftemangel: Akuter Bedarf im IT-Bereich
IT-Fachkräfte werden in Deutschland schon heute dringend gebraucht. Eine Studie sagt eine Verschärfung der Lage voraus. Doch wie könnte die Lücke auf dem Arbeitsmarkt geschlossen werden?
In Deutschland gibt es einen steigenden Bedarf an Programmierern, Systemadministratoren und anderen IT-Fachkräften. / Photo: DPA (DPA)

Der Mangel an IT-Fachkräften könnte sich einer Studie zufolge in den kommenden Jahren weiter massiv verstärken. „In Deutschland werden im Jahr 2040 rund 663.000 IT-Fachleute fehlen, wenn die Politik nicht massiv gegensteuert“, erklärte der Digitalverband Bitkom in Berlin am Donnerstag. Bereits im vergangenen Jahr waren demnach 149.000 Stellen unbesetzt, fünf Jahre zuvor waren es 82.000.

Hinzu kommen laut Bitkom tausende Stellen mit IT-Schwerpunkt in Verwaltungen, Schulen und Wissenschaftseinrichtungen. „Eine immer größer werdende Fachkräftelücke in der IT bedeutet einen Verlust von Wettbewerbsfähigkeit, Wertschöpfung, Wachstum und Wohlstand“, warnte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Ohne IT-Spezialistinnen und Spezialisten verspiele Deutschland seine digitale Zukunft.

Rund die Hälfte der nötigen Fachkräfte kann laut Bitkom über Fördermaßnahmen im Inland gewonnen werden. 129.500 Menschen könnten durch einen Quereinstieg im IT-Bereich arbeiten, weitere 108.000 kämen durch mehr Ausbildungen oder ein Studium hinzu und 68.500 ließen sich aktivieren, indem ältere Beschäftigte länger im Job bleiben. Die verbleibenden Plätze müssten den Angaben nach durch Einwanderung gedeckt werden.

Gegenmaßnahmen könnten Lücke schließen

Mit einer Reihe von Gegenmaßnahmen ließe sich die Lücke aber weitgehend schließen, erklärte der Branchenverband. So könnten bis zum Jahr 2040 rund 108.000 zusätzliche Fachkräfte auf den Markt kommen, wenn es gelänge, mehr Studierende und Auszubildende gewinnen, Mädchen und Frauen für IT begeistern und Studienabbrüche in der Informatik reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten aber beispielsweise in allen Bundesländern das Pflichtfach Informatik ab Sekundarstufe 1 eingeführt sowie mehr Lehrstühle für Informatik, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eingerichtet werden.

Eine Gegenmaßnahme sei auch, ältere Beschäftigte über das Renteneintrittsalter hinaus zu halten. Damit könnten 68.500 zusätzliche Fachkräfte bis zum Jahr 2040 aktiviert werden. Weitere 129.500 zusätzliche Fachkräfte könnten gewonnen werden, wenn man Interessierten aus anderen Berufen den Einstieg in die IT ermöglichen und erleichtern würde. Alle Maßnahmen in Deutschland reichten aber nicht aus, sagte Wintergerst. Über 320.000 Fachkräfte könnten aber aus dem Ausland angeworben werden. „Alleine können wir die Lücke nicht schließen.“

Für einen Ausbau der benötigten Zuwanderung müsse die Wirkung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes durch Maßnahmen verstärkt werden. Dafür müssten etwa die Einwanderungsverfahren einheitlich digitalisiert werden. Der Bitkom verlangte außerdem eine Umstrukturierung der Ausländerbehörden zu „Willkommensagenturen“ sowie ein internationales Marketing für den IT-Standort Deutschland. „Diese Menschen werden weltweit umworben. Damit wir für sie attraktiv sind, muss Deutschland eine offene, tolerante und freie Gesellschaft bleiben“, sagte Wintergerst.

TRT Deutsch und Agenturen