Berlin will Impf-Prio aufheben – Polizei warnt vor gefälschten Impfpässen
Medienbericht zufolge will Berlin die Impfpriorisierung ab Montag aufheben. Polizeivertreter warnen indes vor gefälschten Corona-Impfpässen. Die Gewerkschaft fordert deshalb Zugang zu Impfdaten des RKI.
Symbolbild: Der Aufkleber für den Impfstoff von Biontech/Pfizer klebt in einem Impfausweis. Baldige Urlaubsreisen mit Impfnachweis sind in der EU weiter nicht in Sicht. (DPA)

Auch Berlin will einem Medienbericht zufolge die Impfreihenfolge aufheben. Priorisierungen nach Alter, Vorerkrankung oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten Berufsgruppe sollen ab Montag wegfallen, wie das Wirtschaftsmagazin „Business Insider“ berichtete. Zuvor hatten bereits Bayern, Brandenburg und Baden-Württemberg diesen Schritt angekündigt.

Nach dem Wegfall der Priorisierung kann sich prinzipiell jeder impfen lassen, der will. Allerdings – und das gilt für alle Bundesländer: Ab kommender Woche gibt es noch nicht genug Impfstoff für jeden. Erst ab Juni sollen wöchentlich deutlich mehr Dosen zur Verfügung stehen. Von da an seien laut dem Magazin fünf bis sechs Millionen Impfdosen pro Woche für Praxen und Impfzentren angekündigt.

Für die Hauptstadt gilt nach Informationen von „Business Insider“ dann, dass Hausärzte auch jenseits der Impfpriorisierung nach eigenem Ermessen Impfstoff an Patienten verabreichen dürfen. Sollten Patienten aber zu einer der drei Prioritätengruppen zählen und noch nicht geimpft sein, haben diese trotzdem weiter Vorrang.

Polizeivertreter warnen vor gefälschten Impfpässen

Polizeivertreter warnen derweil angesichts der Lockerungen für Corona-Geimpfte und Genesene vor gefälschten Impfpässen. „Das Problem besteht schon heute und wird noch eine ganze Weile aktuell bleiben, da mit einer vollständigen Impfung entweder eine Befreiung von Grundrechtseinschränkungen oder perspektivisch zunehmend auch Ein- oder Ausreisevorteile verbunden sein werden“, sagte der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Sebastian Fiedler, dem Handelsblatt (Donnerstagsausgabe).

Abnehmer solcher Fälschungen könnten laut Fiedler etwa Impfverweigerer und Ein- oder Ausreisewillige sein, die sich Quarantäne-Pflichten entziehen möchten. Fiedler warf der Politik in diesem Zusammenhang Versäumnisse vor. „Ich halte das Problem mit gefälschten Impfpässen für ein typisches Beispiel für ein sicher prognostizierbares neues Phänomen“, sagte er.

Auch der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, warnte vor gefälschten Impfpässen. „Impfpässe oder andere Impfbescheinigungen sind alles andere als fälschungssicher“, sagte er der "Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagsausgabe). „Für die Polizei ist eine Fälschung auf dem Papier aber äußerst schwer zu erkennen, wenn sie nicht allzu plump ist.“

Zugriff auf die Impf-Datenbank gefordert

Wendt forderte deshalb, Polizisten, Grenzbeamten und kommunalen Ordnungskräften Zugriff auf die Impf-Datenbank des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu gewähren. Bislang würden diese Daten nur anonymisiert von den Impfstellen gemeldet, das sollte sich jetzt ändern, forderte Wendt. „Die Daten müssten dem RKI komplett, also mit Namen, Personaldaten und Impfdatum übermittelt und dort auch abrufbar gespeichert werden.“

Seit einigen Tagen haben geimpfte oder von der Krankheit genesene Menschen in Deutschland wieder mehr Freiheiten. Für die Geimpften und Genesenen entfallen Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen, sie werden zudem Menschen mit negativem Testergebnis gleichgestellt.

AFP