Ukraine wirft Russland Phosphorbomben-Einsatz auf Schlangeninsel vor
Die Ukraine hat der russischen Armee vorgeworfen, die Schlangeninsel im Schwarzen Meer mit Phosphorbomben angegriffen zu haben. Erst am Donnerstag hatte die russische Armee ihren Rückzug von der ukrainischen Insel erklärt.
30.06.2022, Ukraine, Schlangeninsel: Dieses Satellitenbild von Maxar Technologies zeigt einen Überblick über die Schlangeninsel im Schwarzen Meer. Russland will nach eigenen Angaben seine Truppen von der eroberten Schlangeninsel im Schwarzen Meer zurückziehen. (Others)

Die Ukraine hat der russischen Armee vorgeworfen, die Schlangeninsel im Schwarzen Meer mit Phosphorbomben angegriffen zu haben. Moskaus Truppen hätten am Freitagabend „zweimal einen Luftangriff mit Phosphorbomben ausgeführt“, schrieb der ukrainische Armeechef Walerij Saluschny auf Telegram. Erst am Donnerstag hatte die russische Armee ihren Rückzug von der ukrainischen Insel erklärt, die sie zuvor vier Monate lang besetzt gehalten hatte. Die russischen Angriffe seien gegen 18.00 Uhr Ortszeit erfolgt, schrieb Saluschny. Die Phosphorbomben seien von SU-30-Fliegern der russischen Armee abgeworfen worden. Unabhängig überprüft werden konnten die Angaben nicht, eine Äußerung Moskaus dazu ist nicht bekannt. Die Schlangeninsel gilt als ein strategisch wichtiger Posten zur Überwachung der Seewege im nordwestlichen Teil des Schwarzen Meeres. Russland hatte versucht, auf der Insel Raketen- und Luftabwehrsysteme zu installieren - am Donnerstag aber zog sie sich dann von der Insel zurück. Die russische Armee sprach von einer „Geste guten Willens“, die Ukraine dagegen von einem „wichtigen militärischen Sieg“ ihrer Truppen. Schlangeninsel als „Symbol des ukrainischen Widerstands“ Phosphorwaffen sind völkerrechtlich nicht explizit verboten; allerdings ist ihr Einsatz laut einer Waffenkonvention von 1980 gegen Zivilisten und in städtischen Gebieten geächtet. Sie können schwerste Verbrennungen sowie Vergiftungen verursachen. Die Schlangeninsel gilt seit Beginn der russischen Militäroperation als Symbol des ukrainischen Widerstands - inklusive dazugehöriger Legendenbildung. Die Besatzung des später gesunkenen russischen Kriegsschiffes „Moskwa“ hatte demnach die auf der Insel stationierten ukrainischen Grenzschützer am ersten Tag der Invasion aufgefordert, sich zu ergeben. "F...k dich, russisches Kriegsschiff!", soll darauf ein Grenzschützer über Funk geantwortet haben. Kurze Zeit später nahm die russische Armee die Insel ein. Was an der Anekdote zutreffend ist oder nicht, lässt sich nicht unabhängig überprüfen. In der ursprünglichen Überlieferung seien alle ukrainischen Soldaten auf der Insel in weiterer Folge getötet worden. Tatsächlich wurden sie gefangen genommen und kamen später im Zuge eines Gefangenenaustausches frei.

AFP