Frankreich räumt Verantwortung für Völkermord in Ruanda ein
Frankreichs Staatschef Macron hat die Verantwortung seines Landes für den Genozid in Ruanda anerkannt. Frankreich habe die Pflicht, „sich der Geschichte zu stellen und das Ausmaß des Leidens anzuerkennen, das es dem ruandischen Volk zugefügt hat“.
7.05.2021, Ruanda, Kigali: Emmanuel Macron, Staatspräsident von Frankreich, hält am Genozid-Denkmal eine Rede. Macron hat bei einem Besuch im ostafrikanischen Staat Ruanda Frankreichs politische Verantwortung während des Völkermords 1994 anerkannt. (DPA)

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat bei einem Besuch im ostafrikanischen Staat Ruanda Frankreichs politische Verantwortung während des Völkermords 1994 anerkannt. Vertreter der Hutu-Mehrheit hatten damals hunderttausende Angehörige der Tutsi-Minderheit und gemäßigte Hutu getötet.

Macron sagte während einer Rede am Genozid-Denkmal in der Hauptstadt Kigali, Frankreich habe eine Pflicht, nämlich „sich der Geschichte zu stellen und das Ausmaß des Leidens anzuerkennen, das es dem ruandischen Volk zugefügt hat". Paris habe zu lange gewartet, die Wahrheit zu prüfen, so Macron. Die internationale Gemeinschaft habe drei „endlose" Monate vergehen lassen, bevor sie reagierte.

Frankreich habe Warnungen von Beobachtern ignoriert und sich dabei unwillkürlich auf die Seite der Täter gestellt, die Monate später den Völkermord begehen würden, sagte Macron.

Macron war am Donnerstagmorgen in Kigali eingetroffen, um eine Normalisierung in den Beziehungen einzuleiten. Die Kontakte zwischen beiden Ländern sind wegen Frankreichs Verhalten beim Völkermord 1994 bis heute getrübt. Macron hatte vor seinem Abflug die Hoffnung auf einen Neuanfang ausgedrückt.

Macron war nach seiner Ankunft von Präsident Paul Kagame empfangen worden. Am Freitag reist Macron nach Südafrika weiter.

Erst vor kurzem war eine Historiker-Kommission zu dem Schluss gekommen, dass beim Völkermord schwere Verantwortung auf Frankreich laste. Paris sei damals angesichts der Vorbereitungen des Genozids blind geblieben, lautete eine Schlussfolgerung.

DPA