Britischer Justizminister will Einfluss des EU-Gerichtshofs beschränken
Großbritannien will Urteile des EU-Gerichtshof für Menschenrechte „korrigieren“ können. Der EGMR erlege dem Staat zu viele „Verpflichtungen“ auf, erklärte der britische Justizminister Raab.
Britischer Justizminister will Einfluss des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte beschränken (Archivbild: EGMR) (DPA)

Der britische Justizminister Dominic Raab hat seine Pläne für eine Beschränkung des Einflusses des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) in Großbritannien vorgestellt. In einem Interview mit dem „Sunday Telegraph“ sagte er, der EGMR erlege dem Staat zu viele „Verpflichtungen“ auf. Er plane einen Mechanismus, der es der britischen Regierung erlaube, EGMR-Urteile zu „korrigieren“. Großbritannien hatte mit einem 1998 verabschiedeten Gesetz die Europäische Menschenrechtskonvention in das britische Recht übernommen. Da die Konvention sowie der in Straßburg ansässige Gerichtshof nicht zur EU gehören, bestehen diese Verpflichtungen unabhängig vom Brexit fort.

Justizminister Raab will Reformen demnächst präsentieren

„Wir wollen, dass der Oberste Gerichtshof das letzte Wort bei der Auslegung der Gesetze des Landes hat und nicht der Straßburger Gerichtshof“, sagte er weiter. „Genauso wenig wie wir jetzt, wo wir die EU verlassen haben, wollen, dass der Luxemburger Gerichtshof Vorrecht vor unseren Richtern hat“, sagte er mit Blick auf den Europäischen Gerichtshof (EuGH). Raab nannte im Gespräch mit der Zeitung mehrere Fallbeispiele, in denen sich der EGMR seiner Ansicht nach zu sehr in die britische Politik eingemischt hat. Dazu zählte Raab etwa die Verhinderung von Abschiebungen ausländischer Straftäter sowie durch den EGMR auferlegte Verpflichtungen bei Militäreinsätzen im Ausland. „Ich glaube nicht, dass es die Aufgabe des (EGMR) ist, Dinge zu diktieren, egal ob es sich um den NHS (staatlicher Gesundheitsdienst), unsere Sozialleistungen oder unsere Polizei geht“, sagte Raab. Er rechne damit, seine geplanten Reformen in den nächsten zwei Monaten präsentieren zu können. Die Vorschläge sollen dem Parlament im Frühjahr vorgelegt werden.

AFP