Inflation: Ergebnis einer missratenen Politik?
Die Inflationsrate lag in Deutschland im März bei 7,3 Prozent – ein neuer Rekord seit der Wiedervereinigung. Maßgeblich hierzu beigetragen haben die Europäische Zentralbank, die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie der Ukrainekrieg.
Die Inflationsrate lag in Deutschland im März dieses Jahres bei 7,3%.  (DPA)

Spätestens beim Einkaufen wird der Bürger unfreiwillig mit den Konsequenzen einer verfehlten Aussöhnungspolitik mit Russland konfrontiert, die in steigenden Verbraucherpreisen mündet und die Spirale der Inflation anheizt. Das Gespenst „Inflation“ ist mittlerweile omnipräsent in den Medien, und die Inflationsrate bewegt sich aktuell bei über 7%. In der Konsequenz sinkt die Kaufkraft des Verbrauchers in erheblichem Maße, und das angesparte Geld auf dem Sparkonto oder unter dem Kopfkissen verliert bedeutend an Wert. Es findet also eine schleichende Enteignung der Sparer statt.

Das Dilemma der Europäischen Zentralbank

Eine Inflation ist per se nichts Dramatisches und verhält sich vergleichsweise wie ein Medikament: In kleineren Dosen hat sie einen positiven Effekt auf den Körper, aber eine Überdosis kann zu irreparablen Organschäden, schlimmstenfalls auch zum Tode führen. Leidvolle Erfahrungen mit hohen Inflationsraten bis hin zu Hyperinflation prägten im letzten Jahrhundert in Deutschland temporär das Bild. Insbesondere in Krisenzeiten verändern sich die Rahmenbedingungen in der Weltwirtschaft und setzen anfällige Währungen weltweit unter Druck.

Natürlich hat die Europäische Zentralbank als Währungshüter und Garant für Preisstabilität Werkzeuge an der Hand, um der galoppierenden Teuerung und damit dem Vermögensverlust der Bürger entgegenzuwirken. Die EZB steckt nun aber in einem Dilemma, was ihre Handlungsfähigkeit massiv einschränkt. Die handwerklichen Fehler von Politikern aus der Vergangenheit holen uns jetzt ein, und der unschuldige Bürger muss sie ausbaden.

Sanierung der Haushalte über hohe Inflation

Mit der politisch motivieren und wirtschaftlich fragwürdigen Aufnahme südeuropäischer Länder wie Griechenland, Spanien, Portugal oder Italien in die Währungsunion EURO hat man diesen Ländern die Möglichkeit genommen, ihre heimischen Währungen bei Bedarf abzuwerten, um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig bleiben zu können. Daher haben sich diese Mittelmeerstaaten in erheblichem Maße verschuldet. Sie gehören weltweit zu den Ländern mit der höchsten Schuldenquote und hängen jetzt wie ein chronisch kranker Patient am Tropf der EZB.

Nach Ansicht von Ökonomen gehört es zu den originären Aufgaben der EZB, die erhöhte Inflationsrate mit einer moderaten Erhöhung der Leitzinsen zu bekämpfen und für Preisstabilität zu sorgen. Mit Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage dieser Länder und um die Refinanzierung der Kredite nicht zu verteuern sowie um die wirtschaftliche Dynamik in den Euroländern nicht zu drosseln, verfährt die EZB nach der Devise: „Duldung der Erhöhung der Geldmenge und der hohen Inflationsrate auf Kosten der Verweichlichung des Euros.“ Außerdem hat es für den Staatshaushalt einen positiven Nebeneffekt: Die Schuldenquote geht bei der aktuellen Inflationsrate über die Jahre signifikant zurück.

Inflation – Ergebnis von Nachfrage und Angebot

Lange kann sich die EZB jedoch nicht mehr Zeit lassen. Die Inflationraten in den baltischen Ländern weisen seit Monaten sehr hohe, zweistellige Raten auf und setzen so die EZB weiter unter Handlungsdruck. Auf der anderen Seite befeuert die Geldpolitik der EZB den Euro-Verfall gegenüber dem Dollar, was in der Konsequenz die Produkte der exportorientierten Unternehmen in Deutschland verbilligt und sich in Konkurrenzfähigkeit sowie sinkenden Arbeitslosenzahlen widerspiegeln kann.

Rückgang der Pandemie befeuert die Preise für Rohstoffe

Aktuelle Preissteigerung von Verbrauchsgütern und Energieinflation sind ferner der Tatsache geschuldet, dass mit dem gegenwärtigen Rückgang der Corona-Pandemie die Wirtschaft in den Euro-Ländern und de facto weltweit an Fahrt gewonnen hat. Durch den unbedingten Machtanspruch und die Konkurrenz der großen Volkswirtschaften wie USA oder China ist ein Wettkampf um produktionsnotwendige Rohstoffe ausgebrochen, der aufgrund der hohen Nachfrage zu starken Preissprüngen geführt hat und auch unter Ökonomen mittlerweile als ein nicht temporäres Phänomen qualifiziert wird.

Unter der steigenden Nachfrage im In- und Ausland und dem daraus resultierendem Materialmangel sowie der Zunahme der Erzeugerpreise leidet vor allem die heimische Bauwirtschaft. Die Rohstoffpreise für Dachlatten liegen 45,7 % und für Bauholz 38,4 % höher als im Vorjahresmonat. Die Preise für Betonstahl liegen um 44,3 % sowie für Betonstahlmatten um 30,4 % höher, und ein Ende dieser Preisspirale ist noch nicht abzusehen. Schwere Zeiten stehen weltweit der Bauwirtschaft bevor.

Inflation führt zu Lohnsteigerungen – Lohnsteigerung befeuert Inflation

Der Anstieg des Preisniveaus wird in Form von steigenden Preisen an die Endverbraucher umgehend weitergegeben, was wiederum die monatliche Ein- und Ausgabenseite der Haushalte stark unter Druck setzt. Hinzu kommt noch der Wettbewerb um fachkompetente Arbeitskräfte in der Wirtschaft, der ebenfalls für steigende Löhne und Gehälter verantwortlich zeichnet. Infolge dieser Entwicklung ist es nur eine Frage der Zeit, wann die Gewerkschaften mit allgemeinen Lohn- und Gehaltsforderungen kommen werden, um einen Inflationsausgleich einzufordern, was wiederum die Lohn-Preis-Spirale anheizen und die Inflation zusätzlich befeuern wird.

Die Zunahme der Preissteigerungen ist unter anderem auf das Resultat von falschem Politikverständnis zurückzuführen. Das legendäre Zitat von Willy Brandt: „Es soll sich die Politik zum Teufel scheren, die – um welcher Prinzipien auch immer – den Menschen das Leben nicht leichter zu machen sucht“ bringt das Thema auf den Punkt. Durch eine verfehlte Russlandpolitik und die Nichtverhinderung des Kriegs in der Ukraine müssen die Steuerzahler in Deutschland für ihre gestiegenen Unterhaltskosten nun den Gürtel enger schnallen.

Ukrainekrieg als letzter Akt des Inflations-Dramas

Mit dem Beginn des Ukrainekriegs und den Sanktionen gegen Russland sowie generell dem Paradigmenwechsel in der Russlandpolitik des Westens schießen die Preise für Benzin an den Tankstellen sowie Gas bei den Stadtwerken in Rekordhöhe, da die Nachfrage nach Rohstoffen größer ist als gegenwärtig das Angebot. Die erhöhten Einkaufspreise für Treibstoffe wirken sich auch auf die transportierten Güter und daher auch auf die Logistikunternehmen preis- und inflationstreibend aus. So, dass die Verbraucher, die am Ende der Lieferkette stehen, wie immer für die fatalen Entscheidungen der gewählten Politiker aufkommen müssen.

Es gehört nun zu den fundamentalen Aufgaben der Politik, die richtigen Weichen zeitnah für die Zukunft zu stellen und soziale Spannungen kurzfristig mit Hilfsprogrammen abzufedern. Einige Machtpolitiker wie der CDU-Chef Friedrich Merz reden schon offen über Wohlstandsverlust. Selbst die Aussage unseres Vizekanzlers Robert Habeck, dass die Bürger in der Krise ärmer werden, ist ein wichtiger Schritt für eine realistische Bestandsaufnahme und lässt hoffen, dass die Politik sich dem Ernst der Lage bewusst ist und dementsprechend zum Wohle des Gemeinwesens die richtigen Beschlüsse fasst, damit es nicht zu gesellschaftlichen Spannungen kommt und der soziale Frieden gewahrt bleibt.

„Dum spiro spero“ – Solange ich atme, hoffe ich: Die Hoffnung stirbt zuletzt!

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