Der 20. Januar ist in Aserbaidschan ein bedeutender Trauertag
In Aserbaidschan gründete sich Ende der 1980er Jahren eine Freiheitsbewegung für die Unabhängigkeit von der Sowjetunion. In der Nacht zum 20. Januar 1990 schlug die Sowjetarmee diese friedliche Bürgerbewegung in der Hauptstadt Baku blutig nieder.
(AA)

Das aserbaidschanische Volk kämpfte für die Wiedererlangung der Unabhängigkeit

Am 20. Januar 1990 wurde das Freiheitsstreben des aserbaidschanischen Volkes von Spezialeinheiten der sowjetischen Streitkräfte mit schwerem militärischem Gerät gewaltsam unterdrückt, jedoch nicht unterbunden. Zehntausende Soldaten der Sowjetarmee wurden aus dem sozialistischen Staat zusammengezogen und in die aserbaidschanische Unionsrepublik entsandt.

Michail Gorbatschow gab den Befehl für die militärische Gewalteskalation

Wie an vielen anderen Orten der sich im langsamen Zerfall befindenden UdSSR wollte der damalige Generalsekretär der KPdSU und spätere Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, die Volksbewegung in Aserbaidschan durch militärische Gewalt eliminieren, um das Machtmonopol der Kommunistischen Partei des Staates zu bewahren. Der erste russische Präsident, Boris Jelzin, bedauerte später diese Entscheidung seines Landsmanns und entschuldigte sich bei den Aserbaidschanern dafür.

Widerstand gegen die Forderungen der Armenier nach einer Unabhängigkeit Berg-Karabachs von Aserbaidschan

Anlass für die gewaltsamen Auseinandersetzungen war das am 23. September 1989 durch den Obersten Sowjet der Unionsrepublik Aserbaidschan im Zuge des einsetzenden Zerfalls der Staatlichkeit der UdSSR beschlossene Verfassungsgesetz zur Souveränität Aserbaidschans und die daraus resultierende Unabhängigkeitsbewegung. Dieser legale Akt manifestierte den Vorrang der Republiksgesetzgebung vor der des Unionsstaates. Zudem demonstrierten die Aserbaidschaner gegen die armenischen Macht- und Territorialansprüche auf das aserbaidschanische Territorium Berg-Karabach.

Bei dem gewaltsamen Einsatz des sowjetischen Militärs in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar in Baku kamen über 100 Menschen ums Leben, mehr als 700 wurden verletzt, zum Teil schwer, und Hunderte inhaftiert. Der Einmarsch in Baku verlief nach der gleichen Strategie, wie die Sowjetarmee sie ein Jahr zuvor in der georgischen Hauptstadt Tbilisi angewandt hatte und ein Jahr später in der litauischen Hauptstadt Vilnius wiederholte. Sie sollte alle Unionsrepubliken abschrecken, die nach staatlicher Unabhängigkeit von der Moskauer Zentrale strebten.

Trotz militärischer Gewalt ließ sich der Prozess der Unabhängigkeit des Landes nicht aufhalten

In einer Resolution vom 22. Januar 1990 erklärte der Oberste Sowjet der Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik, dass das Dekret des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 19. Januar, das den Ausnahmezustand über Baku verhängte und es unter militärische Kontrolle stellte, als aggressiver Akt aufgefasst wird.

Trotzdem konnte das Streben der Aserbaidschaner nach Freiheit und Demokratie nicht mit Waffengewalt gebrochen werden. Etwa anderthalb Jahre später hörte die Sowjetunion auf zu existieren, und 71 Jahre nach der Besetzung der Aserbaidschanischen Demokratischen Republik durch bolschewistische Truppen erlangte der Südkaukasus-Staat am 18. Oktober 1991 seine Unabhängigkeit wieder.

Als „Schwarzer Januar“ gingen die damaligen Ereignisse in die Geschichte ein

Während des „Schwarzen Januars“ - unter dieser Bezeichnung gingen die Ereignisse von 1990 in die Geschichte ein - begann die Renaissance der aserbaidschanischen Unabhängigkeit. Zahlreiche Menschen aus ganz Aserbaidschan besuchen jedes Jahr am 20. Januar die Märtyrerallee in Baku, um der Opfer, die für die Freiheit des Landes kämpften und dabei ihr Leben ließen, zu gedenken.

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