Biontech-Gründerpaar bekommt angesehenen Paul Ehrlich-Preis
Nicht nur im Kampf gegen Corona haben die Gründer von Biontech Entscheidendes geleistet: Das türkischstämmige Ärzte-Ehepaar Şahin und Türeci erhält den hoch dotierten Paul Ehrlich-Preis – und ist sogar für den Nobelpreis im Gespräch.
Trugen zu Paradigmenwechsel in der Medizin bei: Das Biontech-Gründerpaar Uğur Şahin  (56) und Özlem Türeci (54). (DPA)

Der 1952 vereinte Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis wird jedes Jahr für wegweisende Forschungen in der Medizinwissenschaft. In diesem Jahr stand die Preisverleihung ganz im Zeichen des Kampfes gegen das Coronavirus. Das Preisgeld in Höhe von 120.000 Euro teilen sich die Biontech-Gründer, das Ärzte-Ehepaar Özlem Türeci (54) und Uğur Şahin (56), und die Biochemikerin Katalin Karikó (66), die sich 2013 dem Unternehmen anschloss.

Die Menschen hinter dem Corona-Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech erhalten den Paul Ehrlich-Preis „für ihre Erforschung und Entwicklung von messenger-RNA zu präventiven und therapeutischen Zwecken“, wie der Stiftungsrat am Dienstag in Frankfurt am Main bekannt gab.

Technologie für die Zukunft entwickelt

Die Ehrung würdigt mehr als die Entwicklung des Corona-Impfstoffs. Die Preisträger hätten eine Technologie etabliert, „die in Teilbereichen der Medizin einen Paradigmenwechsel einleiten dürfte“, begründete der Stiftungsrat seine Wahl. Die Möglichkeiten reichten von der Gabe von Impfantigenen oder therapeutisch wirksamen Proteinen hin zur internen Produktion in den Körperzellen der Patienten. Die „spektakulär schnelle“ Entwicklung eines hochwirksamen Impfstoffes gegen Covid-19 würdigte die Jury als „herausragenden Erfolg“. Die Auszeichnung gilt als eine der bedeutendsten Ehrungen in der medizinischen Grundlagenforschung. Viele Preisträger der vergangenen Jahrzehnte bekamen erst später den Medizin-Nobelpreis. Die Ehrung wird seit 1952 verliehen. Überreicht wird der Preis traditionell am Geburtstag des Nobelpreisträgers Paul Ehrlich, dem 14. März.

Unbeirrt dem Ziel treu geblieben
Die Ungarin Katalin Karikó forscht an der University of Pennsylvania. Während in Therapien mit DNA große Hoffnungen gesetzt wurden, schien mRNA für einen medizinischen Einsatz nicht in Frage zu kommen, erklärte der Stiftungsrat. Karikó sei in den 1990er Jahren dennoch unbeirrt ihrem Ziel treu geblieben. Vielen Widrigkeiten zum Trotz sei ihr ein entscheidender Durchbruch gelungen: „Sie entdeckte, wie sich die körpereigene Abwehrreaktion gegen synthetische mRNA ausschalten und damit die intrazelluläre Proteinproduktion deutlich erhöhen ließ.“
Şahin und Türeci forschten im Saarland und in Mainz zuerst an Krebs-Impfstoffen. mRNA schien ihnen am besten dafür geeignet. Sie entwickelten „ein wegweisendes Verfahren, um jeden mRNA-Impfstoff maßgenau an das genetische Profil des Tumors eines Patienten anzupassen“, so der Stiftungsrat. Diese „bahnbrechenden Fortschritte“ bildeten die Grundlage für einen breiteren Einsatz von mRNA – wie für die Entwicklung des Covid-19-Impfstoffs. 2008 gründeten sie die Firma Biontech, der sich Karikó 2013 anschloss. Mehr zum Thema: Köln: Ehrendoktorwürde für Özlem Türeci und Uğur Şahin

DPA