08. Juni 2023, Ukraine, Cherson: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (3. v. l.) besucht die Region Cherson, um die laufenden Evakuierungen nach der Zerstörung des Kachowka-Damms zu beobachten. / Photo: DPA (dpa)
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8. Juni 2023

Die Flutkatastrophe in der Südukraine nach der Zerstörung eines riesigen Staudamms an der Frontlinie zum russisch besetzten Gebiet hat die humanitäre Lage in der Kriegsregion weiter verschärft. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisiert die internationale Gemeinschaft für ihre Untätigkeit und fordert mehr Hilfe für die Betroffenen. Die Weltbank sichert der Ukraine rasche Unterstützung zu. Die wichtigsten Entwicklungen am 471. Tag des Krieges in der Ukraine:

13:30 MEZ - Putin will nicht ins besetzte Katastrophengebiet reisen

Anders als der ukrainische Präsident Selenskyj will Kremlchef Wladimir Putin zumindest vorerst nicht in das nach der Staudamm-Zerstörung überflutete südukrainische Gebiet Cherson reisen. „Nein, derzeit gibt es keine solchen Pläne“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge auf eine entsprechende Frage von Journalisten.

In Cherson ist die von russischen Truppen besetzte linke Seite des Flusses Dnipro besonders schlimm von den Hochwassern betroffen.

12:00 Uhr MEZ - Russland weist vor dem Internationalen Gerichtshof Vorwürfe zurück

Im Prozess vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag um die russische Aggression in der Ukraine hat Moskau alle Vorwürfe entschieden zurückgewiesen und die Abweisung der Klage gefordert. Die Vorwürfe der Ukraine seien haltlos, sagte Botschafter Alexander Schulgin vor dem höchsten UN-Gericht. Er sprach von „Propaganda und Lügen“. Das UN-Gericht verhandelt seit Dienstag über eine Klage der Ukraine, die bereits 2017 nach der russischen Aggression 2014 mit den Angriffen im Donbass und auf der Halbinsel Krim eingereicht worden war. Die aktuellen Ereignisse des Krieges in der Ukraine prägen jedoch den Kontext der Anhörungen. Die Rechtsvertreter Russlands kamen am Donnerstag zu Wort und wiesen alle Vorwürfe zurück. Kiew habe keine Beweise für die Anschuldigungen vorgelegt.

10:30 Uhr MEZ - Selenskyj im Flutgebiet in der Südukraine

Wenige Tage nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj das Flutgebiet besucht. In der Region Cherson habe er sich unter anderem ein Bild von den laufenden Evakuierungen gemacht, teilte Selenskyj am Donnerstag über seinen offiziellen Telegram-Kanal mit. Er veröffentlichte auch ein Video, das ihn mit Anwohnern, Rettungskräften und Soldaten zeigt. Zu sehen sind auch Häuser, von denen nur noch die Dachspitzen aus den meterhohen Wassermassen ragen.

09:00 Uhr MEZ - Weltbank sagt Ukraine schnelle Hilfe zu

Die Weltbank sagt der Ukraine schnelle Hilfe zu. Nach der Zerstörung des riesigen Staudamms an der Frontlinie zwischen russischen und ukrainischen Streitkräften werde die Bank eine schnelle Schadens- und Bedarfsermittlung durchführen, teilte die Weltbank-Exekutivdirektorin für Operationen, Anna Bjerde, in einem Tweet mit.

Die Zerstörung des Nowo-Kachowka-Staudamms habe „sehr ernste Folgen für die Bereitstellung grundlegender Dienstleistungen und die Umwelt im Allgemeinen“.

Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal schrieb ebenfalls auf Twitter, er habe mit Bjerde über die Folgen des Dammbruchs gesprochen. Sie habe ihm die schnelle Hilfe der Weltbank zugesichert.

06:00 MEZ - Selenskyj wirft Hilfsorganisationen Untätigkeit vor

Präsident Selenskyj wirft den internationalen Hilfsorganisationen nach der Flutkatastrophe durch einen Dammbruch Passivität vor. „Jeder Tote ist ein Urteil über die bestehende internationale Architektur, über die internationalen Organisationen, die vergessen haben, wie man Leben rettet“, sagte er am Mittwochabend in seiner täglichen Videoansprache.

Besonders schlimm sei die Lage im russisch besetzten Teil des betroffenen Gebietes. Selenskyj warf den russischen Truppen vor, die Menschen dort im Stich zu lassen - und ukrainische Rettungsversuche zu torpedieren. In diesem Zusammenhang kritisierte er auch internationale Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz, die seiner Meinung nach in der Region aktiver sein müssten. Diese Kritik hatte der ukrainische Präsident bereits zuvor in einem Interview mit „Welt“, „Bild“ und „Politico“ in Kiew geäußert.

Selenskyj bedankte sich jedoch für bilaterale Hilfszusagen aus dem Ausland. Er habe unter anderem mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan telefoniert und konkrete Hilfsangebote besprochen. Der türkische Staatschef hatte am Mittwochabend zudem eine Untersuchungskommission zur Zerstörung des Kachowka-Staudamms vorgeschlagen.

TRT Deutsch und Agenturen