Nach dem Durchzug von Orkantief „Sabine“ lässt die Deutsche Bahn ihren Fernverkehr wieder anrollen. Im Laufe des Vormittags sollen die Züge in weiten Teilen Deutschlands wieder fahren, eine Ausnahme sei Bayern, wo es weiter stürmisch ist, wie das Unternehmen mitteilte. Bahnkunden müssen aber noch den ganzen Tag über mit Verspätungen und Zugausfällen rechnen. Langsam kommt auch der regionale Bahnverkehr in vielen Gegenden wieder ins Rollen. So nahm etwa die Bahn den Betrieb auf der wichtigen Linie RE1 von Hamm über Düsseldorf und Köln nach Aachen wieder auf. Die Bahnen seien allerdings langsamer als sonst unterwegs, dadurch komme es zu Verspätungen. Auch Ausfälle seien weiter möglich.
Sturm behindert Verkehr - verursacht geringe Verkehrsschäden
Auf seinem Weg über Deutschland traf der Orkan seit Sonntagabend den Verkehr schwer, richtete aber nur vergleichsweise leichte Schäden an. Vor allem in Nordrhein-Westfalen wurden Menschen von umstürzenden Bäumen oder herumfliegenden Gegenständen verletzt. In Frankfurt am Main knickte ein Baukran ab, sein Ausleger krachte in das Dach des Doms. In Bayern waren Zehntausende Menschen über Stunden ohne Strom.
Vor allem für weite Teile Bayerns und Baden-Württembergs galt am Vormittag noch die zweithöchste Unwetterwarnstufe, für einige Regionen sogar die höchste - hier war laut Deutschem Wetterdienst weiterhin „extremes Unwetter“ zu erwarten.
Flughafen streicht Flüge
An den Flughäfen fielen Hunderte Starts und Landungen aus, hier war vor allem der Münchner Airport betroffen. Die Fluggesellschaft Eurowings nahm den Flugbetrieb ab 10.00 Uhr schrittweise wieder auf.
Vergleichsweise entspannt war die Lage auf den Autobahnen: Der WDR meldete um 7.50 Uhr in ganz Nordrhein-Westfalen knapp 140 Kilometer Stau - eher wenig für einen Montagmorgen. „Vielleicht arbeiten heute einige von zu Hause aus oder nehmen Urlaub“, spekulierte ein Sprecher der Polizei.
Vor großen Problemen standen Eltern von Schul- und Kindergartenkindern: Etliche Städte ließen den Unterricht an ihren Schulen ausfallen - darunter die Großstädte Köln, Düsseldorf, Dortmund und Bremen, auch Teile von Bayern, Hessen, Niedersachsen und Baden-Württemberg waren betroffen. Etliche Kitas blieben ebenfalls ganz geschlossen oder boten nur eine Notbetreuung an. Viele Eltern mussten kurzfristig Alternativen organisieren oder freinehmen.
In nahezu ganz Deutschland berichteten die Leitstellen der Polizei von einer Vielzahl an umgestürzten Bäumen, die zum Teil auf geparkte Autos gestürzt waren. Bauzäune wurden umgerissen, Werbetafeln umhergeweht. In vielen Regionen hielten sich die Schäden aber in Grenzen. In Solingen klang das Aufatmen in einer Pressemitteilung der Stadt so: „Sabine war wohl doch nur ein Sabinchen.“
In Mülheim an der Ruhr dagegen hatten zwei Insassen eines Autos riesiges Glück: Ein 25 Meter hoher Baum erwischte ihren fahrenden Wagen im hinteren Bereich. Nur leicht verletzt kamen sie in ein Krankenhaus. „Wäre das Fahrzeug nur eine Sekunde eher an der Stelle gewesen, hätte es wesentlich schlimmer ausgehen können“, erklärte die Feuerwehr. In Paderborn wurde ein 16-Jähriger durch einen herabstürzenden Ast schwer am Kopf verletzt.
Orkan „Sabine“ richtet zahlreiche Schäden an
Verletzte, Straßensperrungen, umgestürzte Bäume, Zugausfälle: In Rheinland-Pfalz und im Saarland richtete „Sabine“ zahlreiche Schäden an. In Saarbrücken wurden am Sonntagabend drei Menschen verletzt. Eine Frau schwebte laut Polizei am Montagmorgen noch in Lebensgefahr: Die Frau war dem Sprecher zufolge zusammen mit einer Kollegin aus dem Klinikum in Saarbrücken auf dem Weg zu ihrem geparkten Auto, als ein Baum umstürzte und die beiden Frauen traf. Die Kollegin sei nur leicht verletzt worden. Ein Mann wurde an einem Bahnhof von einem herabfallenden Schild getroffen.
In Bayern waren am Morgen rund 50 000 Haushalte ohne Strom. Ursache seien meistens Bäume oder Äste, „die Stromleitungen berühren oder beschädigen“, teilte die Bayernwerk AG mit.
„Sabine“ ist laut DWD ein Winterorkan, wie er etwa alle zwei Jahre vorkommt. Und er kommt - was die Windgeschwindigkeiten angeht - nahe an „Kyrill“ (2007) heran: Auf dem Feldberg im Schwarzwald wurden um 7.00 Uhr am Montagmorgen 177 Stundenkilometer registriert, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. Auch auf dem Brocken im Harz stürmte es heftig: Dort gab es um 4.00 Uhr Böen mit 171 Stundenkilometern.
Auch in tiefen Lagen erreichte „Sabine“ rekordverdächtige Windgeschwindigkeiten: Bei Fürstenzell im niederbayerischen Landkreis Passau wurden nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) 154 Stundenkilometer gemessen. „Das ist in solchen Tieflagen eine absolute Spitze“, sagte der Meteorologe vom Dienst, Martin Schwienbacher.
Ein British-Airways-Flugzeug mit Sturm im Rücken stellte am Sonntag einen Rekord auf: Es überquerte den Atlantik von New York nach London Heathrow in nur 4 Stunden und 56 Minuten. Diese Zeit unterboten bislang nur frühere Überschallverbindungen.