Symbolbild. Şehitlik-Moschee in Berlin. (dpa)
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Die Studie der Initiative „brandeilig“ des Antidiskriminierungsverbands FAIR international zeichnet ein düsteres Bild hinsichtlich der Angriffe auf deutsche Moscheen. Im Anschluss an die islamfeindlichen Übergriffe ist dagegen die Solidarität mit den Opfern gering und die Aufklärungsquote der Verbrechen niedrig. Zudem zahlen Versicherungen selten für einen entstandenen Schaden.
Zu diesen Ergebnissen kommt die am Dienstag veröffentlichte Studie #brandeilig des Antidiskriminierungsverbands FAIR international, wie das Online-Portal „IslamiQ“ berichtete. Dabei hat der Verein insgesamt 120 Moscheeangriffe aus dem Jahr 2018 ausgewertet. In insgesamt acht Fällen handelte es sich um Brandanschläge, 56 Fälle wurden der Kategorie Vandalismus mit Sachbeschädigung zugeordnet. Außerdem kam es im Untersuchungsjahr häufig zu Bedrohungen und Beleidigungen gegenüber den Moscheen und ihren Mitgliedern. Dem Bereich Rechtsextremismus wurden 45 Prozent der Vorfälle zugeordnet werden.

Aus der Lokalpolitik erhalten der Studie zufolge die Moscheegemeinden nach einem Übergriff eher wenig Solidarität. In fast der Hälfte der 68 Moscheeangriffe erhielten die betroffenen Gemeinden Solidaritätsbekundungen von anderen muslimischen Gemeinden. In 18 Fällen gab es Anteilnahme aus der Nachbarschaft. Im Vergleich dazu bekundeten nach 15 Übergriffen Bürgermeister:innen, nach 10 Übergriffen Lokalpolitiker:innen Solidarität. Vertreter:innen der türkischen Konsulate zeigten in 18 Fällen Anteilnahme und besuchten die Gemeinden persönlich.
„Es ist bezeichnend und ein immer wieder zu beobachtendes Phänomen, dass Lokalpolitiker und Lokalpolitikerinnen nach einem Angriff auf eine Moschee kein oder ein nur mäßiges Interesse am Geschehen zeigen. Sie fühlen sich oft alleingelassen“, so die #brandeilig-Projektmitarbeiterin Meryem Küçükhüseyin gegenüber „IslamiQ“. Opfer müssen Kosten oft selbst tragen

Die Kosten der Schadensbeseitigung nach einem gewaltsamen Angriff trugen die Moscheegemeinden überwiegend selbst, weil Versicherungen eine Kostenübernahme in den allermeisten Fällen ablehnten. Stattdessen kündigten die Versicherungen nach einer Schadensmeldung den Versicherungsvertrag oder drohten dies im Fall weiterer Übergriffe an.

Den Kontakt und die darauffolgende Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden bewerteten die befragten Moscheevorsitzenden bis auf wenige Ausnahmen grundsätzlich als positiv. In der Regel wurden die Ermittlungen schnell aufgenommen – meist jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Während in 58 Fällen keine Tatverdächtigen ermittelt wurden, wurde in nur vier Fällen Anklage erhoben. In zwei weiteren Fällen kam es zu einer Haftstrafe. „Die niedrige Aufklärungsquote nach Übergriffen auf Moscheegemeinden ist ein seit Langem bekanntes Problem“, erzählte die #brandeilig-Mitarbeiterin Şeyma Kuri „IslamiQ“. Die Angriffe auf die Moscheen würden den Betroffenen zufolge von den Ermittlern eher heruntergespielt.


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TRT Deutsch