Der Eurofighter Typhoon ist für seine außergewöhnliche Geschwindigkeit, Steigrate und Manövrierfähigkeit bekannt./ Foto: AFP-Archiv (AFP)
Folgen

Nach seinem Besuch in Berlin hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan angekündigt, eventuell andere Kampfjets als den Eurofighter in Betracht zu ziehen. Wenn Deutschland keine Eurofighter-Kampfjets an Türkiye verkaufen wolle, gebe es viele andere Alternativen, die Ankara in Betracht ziehen könne, sagte er auf dem Rückflug aus Deutschland auf Nachfrage der Medien.

Auf die Frage, ob Deutschland bereit sei, sich für einen Verkauf von Eurofighter-Jets an Ankara einzusetzen, erklärte Erdoğan am Samstag, dass Bundeskanzler Scholz sich in dieser Angelegenheit „überhaupt nicht engagiert habe“.

Laut Erdoğan habe Scholz sich nicht dazu geäußert, ob sie den Eurofighter verkaufen werden oder nicht. „Wir haben unsere Position bereits klar dargelegt“, betonte der türkische Präsident. „Wenn sie uns die Flugzeuge geben, umso besser. Wenn nicht, haben wir viele andere Türen, an die wir klopfen können.“ Türkiye habe viele Alternativen, falls der Eurofighter-Deal scheitern sollte, so Erdoğan.

Zuvor hatte sich der türkische Verteidigungsminister Yaşar Güler zu der laufenden Initiative zur Beschaffung von Eurofighter-Typhoon-Jets für das türkische Militär geäußert.

In seiner Rede vor dem Planungs- und Haushaltsausschuss der Großen Nationalversammlung von Türkiye in der vergangenen Woche gab Güler Auskunft über die Verhandlungen mit dem Vereinigten Königreich, Deutschland und Spanien. Er unterstrich, dass sowohl das Vereinigte Königreich als auch Spanien sich positiv zu einem möglichen Abkommen geäußert hätten. Die aktuellen Verhandlungen lägen ihren Fokus auf die Zustimmung Deutschlands. Sowohl das Vereinigte Königreich als auch Spanien arbeiten daran, Deutschland in das Abkommen einzubeziehen, so der Verteidigungsminister.

Im Hinblick auf die Fähigkeiten der im Bestand befindlichen Kampfflugzeuge der türkischen Streitkräfte betonte Güler, dass die derzeitige Flotte, bestehend aus F-16 und F-4 Jets, für die anstehenden Aufgaben geeignet seien.

Der türkische Verteidigungsminister verdeutlichte darüber hinaus den vorausschauenden Ansatz des Landes. Er erklärte, dass die ursprünglichen Pläne für die Anschaffung von F-35-Kampfflugzeugen auf Widerstand gestoßen seien. Dies habe dazu geführt, dass die Entwicklung einer eigenen nationalen Verteidigungsindustrie vorangetrieben worden sei.

Unabhängig von den aktuellen Debatten hatte Türkiye im Jahr 2021 in Washington 40 F-16-Kampfjets und Modernisierungspakete für die bestehenden Jets angefragt. Zum Kauf von F-16-Kampfjets aus den USA sagte Güler: „Um unsere bestehende F-16 Flotte zu modernisieren, werden wir 40 fertige F-16 Block 70 Viper kaufen und insgesamt 79 Jets bei Turkish Aerospace Industries (TUSAŞ) modernisieren. “

F-35 (TRT)

Güler führte aus, dass Türkiye im Eiltempo eigene Kampfjets und Triebwerke entwickle. Seiner Ansicht nach ist es sogar von Vorteil, dass Türkiye die Bestellung der F-35 Jets nicht weiterverfolgt, da diese offenbar technische Probleme haben und hohe Betriebskosten produzieren.

Türkiye bevorzugt zunächst Kampfflugzeuge von westlichen Herstellern. Es stellt sich jedoch die Frage, ob sich Türkiye im Falle eines Scheiterns dieser Option an Russland wenden würde.

Eine geeignete Alternative zu den Eurofightern stellt die russische Sukhoi Su-35 dar. Hier ein Überblick über den Vergleich beider Modelle.

Eurofighter:

Der Eurofighter Typhoon wurde in Zusammenarbeit zwischen Großbritannien, Deutschland, Italien und Spanien entwickelt und ist ein hochmodernes europäisches Mehrzweckkampfflugzeug.

Mit einer zweimotorigen Deltaflügel-Konfiguration ist sein Design sowohl auf Luftüberlegenheits- als auch für Bodenangriffsmissionen optimiert.

Eurofighter (TRT)

Der Eurofighter Typhoon ist für seine außergewöhnliche Geschwindigkeit, Steigleistung und Manövrierfähigkeit bekannt. Er zeichnet sich sowohl in Gefechtsszenarien jenseits der Sichtweite als auch im Nahbereich aus.

Su-35:

Die aus Russland stammende Sukhoi Su-35 repräsentiert eine stark verbesserte Version der Su-27 Flanker.

Die Su-35 ist für ihre außergewöhnliche Manövrierfähigkeit bekannt und vereint Geschwindigkeit, Reichweite und eine beträchtliche Nutzlastkapazität, wodurch sie sich als vielseitige Plattform für verschiedene Einsatzprofile auszeichnet.

Gegenwärtig hat Türkiye neben der Entwicklung ihrer eigenen Fähigkeiten auch zahlreiche Optionen, die sie zur Stärkung ihrer Verteidigungsfähigkeiten nutzen kann.

SU-35 (TRT)

Obwohl die NATO-Bündnisverpflichtungen für Türkiye wichtig sind, betont Ankara bei der Sicherung seines eigenen Verteidigungsbedarfs stets die Priorität ihrer eigenen Interessen.

Als NATO-Mitglied hofft Türkiye zwar, baldmöglichst eine Vereinbarung mit seinen westlichen Partnern zu treffen. Dennoch könnte Ankara gezwungen sein, sich anderweitig um neue Kampfflugzeuge zu bemühen.

In diesen komplexen Entscheidungen richtet Türkiye den Blick in die Zukunft, ohne von einem einzigen Lieferanten abhängig zu sein. Ankara berücksichtigt geopolitische Erwägungen und technologische Fähigkeiten, um letztlich das am besten geeignete Flugzeug für die Verteidigungsbedürfnisse des Landes zu sichern.

TRT Deutsch