Tourismuswirtschaft warnt vor massivem Jobverlust in Corona-Krise (dpa)
Folgen

Die Tourismusbranche rechnet mit einem massiven Jobverlust, falls Hilfen der Politik gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise ausbleiben. „Wir schätzen, dass von den rund drei Millionen Beschäftigten in Tourismus und Gastgewerbe rund eine Million von Arbeitslosigkeit bedroht sind“, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Tourismuswirtschaft (BTW), Michael Frenzel. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) brachte einen Zuschuss von tausend Euro pro Mitarbeiter der Branche ins Spiel. „Rund 70 Prozent erhalten jetzt schon Kurzarbeitergeld“, sagte der frühere TUI-Chef Frenzel. Die wirtschaftliche Lage der Branche habe sich „katastrophal verschärft“. Bis Mitte Juni verliere die Branche fast elf Milliarden Euro Umsatz. Hinzu kämen Rückerstattungsansprüche in Höhe von drei bis vier Milliarden Euro für abgesagte Reisen. „Wir dürfen den drohenden Kollaps der Branche nicht hinnehmen“, sagte Frenzel.

Die ablehnende Haltung der EU-Kommission sei ein „Skandal“

Er pochte auf eine Gutscheinlösung für die Rückerstattungsforderungen der Kunden. Einschließlich einer Härtefallregelung und staatlich abgesichert gegen Veranstalterinsolvenzen sei diese Lösung „absolut notwendig und vertretbar“, sagte Frenzel. Die ablehnende Haltung der EU-Kommission in dieser Frage halte er für einen „Skandal“.

Die Bundesregierung wollte es Fluggesellschaften und Reiseveranstaltern ursprünglich ermöglichen, ihre Kunden in der Corona-Krise nicht mit der Rückzahlung des Kaufpreises für stornierte Leistungen, sondern lediglich mit einem Gutschein zu entschädigen. Die EU-Kommission lehnt eine solche Regelung aber ab und verweist auf das EU-Recht, wonach ein Wahlrecht besteht. Zur Rettung der angeschlagenen Tourismusbranche forderte indes die Schweriner Regierungschefin Schwesig einen Zuschuss von tausend Euro pro Mitarbeiter. „Wir brauchen dringend ein Konjunkturprogramm für die Tourismusbranche“, sagte sie der „Bild am Sonntag“.

„Branche muss noch eine Weile mit Einschränkungen leben“

Kaum ein Wirtschaftszweig sei zuletzt so schwer getroffen worden wie der Tourismus. „Und es ist erkennbar, dass die Branche noch eine Weile mit Einschränkungen leben muss“, sagte Schwesig. „Deshalb brauchen wir einen Zuschuss von tausend Euro pro Mitarbeiter.“

Mit 48 Prozent will rund jeder Zweite auf Reisen im Sommer verzichten, wie eine Umfrage des Instituts Kantar für die Zeitung ergab. 47 Prozent hingegen geben an, eine Reise zu planen - viele davon im Inland. Der Reiseveranstalter TUI will möglichst bald aber auch wieder Urlaubsreisen in den Mittelmeerraum anbieten. „Wir haben einen Gesundheitscheck für alle Urlaubsziele ausgearbeitet und werden Urlaub nur dort anbieten, wo er auch sicher ist“, sagte TUI-Chef Friedrich Joussen. An erster Stelle stehe dann „sicherlich Mallorca“. „Die Hotels dort haben einen Probelauf gemacht, können sofort starten und Gäste aufnehmen“, sagte Joussen. Ähnlich gut seien Griechenland, Zypern, Kroatien und Bulgarien auf den Sommertourismus vorbereitet, aber auch Österreich und Dänemark. Joussen fordert Erleichterungen im Reiseverkehr. „Zunächst muss Deutschland die Grenzen öffnen“, sagte er. Auch die bis zum 14. Juni gültige generelle Reisewarnung des Auswärtigen Amts halte er „nicht für richtig". Besser wäre aus seiner Sicht „für jedes Land beziehungsweise jede Region eine individuelle Bewertung“.

AFP