Archivbild: Bundesagentur für Arbeit (dpa)
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Die im Zuge der Machtübernahme der Taliban aus Afghanistan geflüchteten Menschen haben laut einem aktuellen Forschungsbericht gute Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Sie hätten in Bezug auf ihr Bildungsniveau sowie ihre Deutsch- und Fremdsprachenkenntnisse bessere Voraussetzungen als zuvor aus dem Land nach Deutschland gekommene Menschen, hieß es am Montag von Herbert Brücker, Leiter des Forschungsbereichs Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung beim Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
„Aufgenommen werden jetzt bevorzugt Menschen, die die alliierten Truppen und die Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit unterstützt haben oder die herausgehobene Stellungen in Öffentlichkeit, Politik, Wissenschaft, Bildungswesen, Menschenrechtsorganisationen und ähnlichen Bereichen eingenommen haben. Diese Gruppen verfügen über eine sehr viel höhere Bildung, bessere Fremdsprachenkenntnisse und höhere Einkommen als der Durchschnitt der afghanischen Bevölkerung“, sagte Brücker in dem Interview für das IAB-Forum.
„Zudem werden sie bessere Rahmenbedingungen für den Aufenthaltsstatus und den Zugang zu Integrationsprogrammen haben“, betonte Brücker. Das sei auf die besser ausgebaute Integrationsstruktur als beispielsweise im Zuge der Einwanderungsbewegung 2015 zurückzuführen. „Zum anderen konkurrieren weniger Schutzsuchende um knappe Ressourcen“, sagte er. Derzeit herrsche eine große Nachfrage nach Fachkräften auf dem deutschen Arbeitsmarkt, etwa in der IT- und der Gesundheitsbranche.
Schon bisher war die Beschäftigungsquote der afghanischen Staatsangehörigen in Deutschland vergleichsweise hoch. Zum 30. April 2021 belief sie sich auf 40 Prozent - drei Prozentpunkte mehr als insgesamt bei den Beschäftigten aus den acht wichtigsten Asylherkunftsländern, zu denen auch Afghanistan gehört. Nachdem die Beschäftigungsquote durch den starken Zuzug 2015 und 2016 zunächst eingebrochen war, hatte sie bereits im Jahr 2019 die 40-Prozent-Schwelle wieder überschritten, wie aus einem IAB-Bericht hervorgeht.
Zum Jahresende 2020 lebten in Deutschland 272.000 Afghaninnen und Afghanen, von denen 216.000 nach der Definition des Statistischen Bundesamtes als Schutzsuchende gekommen waren. Die nun neu Hinzukommenden hätten eine schnellere Integration in den Arbeitsmarkt zu erwarten, als ihre Landsleute, die früher gekommen seien, sagte Brücker. Damit verbunden seien auch geringere Kosten für die Integration.

dpa