Symbolbild.  (dpa)
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Der Preisauftrieb in Deutschland hat sich weiter beschleunigt. Im November zogen die Importpreise gemessen am Vorjahresmonat um 24,7 Prozent an, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Das ist die höchste Rate seit Oktober 1974 während der ersten Ölpreiskrise. Im Oktober waren die Einfuhrpreise um 21,7 Prozent gestiegen. Zum Vormonat stiegen die Einfuhrpreise im November ebenfalls kräftig um 3,0 Prozent. Dies ist aber eine leichte Abschwächung gegenüber dem Oktober-Wert von 3,8 Prozent. Besonders deutlich zeigt sich der Preisauftrieb nach wie vor bei importierter Energie, die 160 Prozent teurer war als vor einem Jahr. Erdgas war fast viermal so teuer wie ein Jahr zuvor. Die Einfuhrpreise für Erdöl und Mineralerzeugnisse verdoppelten sich in etwa. Den höchsten Preisschub verzeichnete elektrischer Strom mit einem Plus von 360 Prozent. Die hohen Preisanstiege basieren auf Verspannungen im globalen Warenhandel, die sich überwiegend auf die Corona-Pandemie zurückführen lassen. Experten verweisen auf gestörte Lieferketten und die deutlich gestiegenen Energiepreise. Einfuhrpreise wirken sich auch auf Verbraucherpreise aus Die Industrie klagt unterdessen weiter über starken Materialmangel. Im Dezember verschärfte sich das Problem nochmals. Rund 82 Prozent der vom Ifo-Institut befragten Firmen klagten über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen - so viele wie noch nie. Im November waren es noch 74 Prozent. Es sei paradox, sagte Ifo-Umfragenleiter Klaus Wohlrabe am Donnerstag: „Die Auftragsbücher sind voll. Der Materialmangel erlaubt es den Unternehmen aber nicht, ihre Produktion entsprechend hochzufahren.“ Sehr hohe Einfuhrpreise dürften sich auch auf die Verbraucherpreise insgesamt auswirken. Schließlich versuchen Unternehmen, die höheren Kosten an Verbraucher weiterzugeben. Für dieses Jahr rechnet die Bundesbank laut ihren jüngsten Prognosen in Deutschland mit einer Inflationsrate von 3,2 Prozent gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex, den die Europäische Zentralbank (EZB) für ihre Geldpolitik im Euroraum zugrunde legt. Im kommenden Jahr dürfte die Rate im Durchschnitt auf 3,6 Prozent steigen. Die Europäische Zentralbank strebt für den gesamten Währungsraum auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Die EZB hat zuletzt einen zögerlichen Ausstieg aus ihren Anleihekäufen zur Stützung der Konjunktur eingeläutet. Eine Leitzinsanhebung ist aber noch nicht in Sicht. Mehr zum Thema: Deutsche Exporte und Importe legen im Oktober kräftig zu

dpa