1.09.2020, Bayern, München: Ein Mann mit Regenschirm geht vor dem Schriftzug der insolventen Firma Wirecard an der Fassade des Unternehmens in Aschheim bei München vorbei. (dpa)
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Die Grünen im Bundestag hätten sich einen größeren Untersuchungsausschuss zur Aufklärung des Wirecard-Skandals gewünscht. „Aufgrund der Kürze der Zeit, Tausenden Seiten an Akten und der Komplexität drohen einige Themata hinten runterzufallen“, sagte die finanzpolitische Sprecherin der Grünenfraktion, Lisa Paus, der Deutschen Presse-Agentur am Samstag. „Klar ist, mit mehr Mitgliedern wäre die Aufklärung leichter geworden.“ Der Ausschuss soll neun reguläre Mitglieder und ebenso viele Stellvertreter haben und sich am kommenden Donnerstag zu seiner konstituierenden Sitzung treffen.
Der SPD-Finanzpolitiker Jens Zimmermann kann das nicht nachvollziehen. Die allermeisten Untersuchungsausschüsse würden im kleinen Format arbeiten. „Das war selbst im sehr aufwendigen NSA-Ausschuss so – und es hat die Arbeitsfähigkeit keinesfalls beeinträchtigt“, behauptete er.
In der Tat ist die Größe des Wirecard-Ausschusses nicht ungewöhnlich. Sowohl der aktuelle U-Ausschuss zum Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz 2016 als auch der Ausschuss zur Pkw-Maut haben jeweils neun reguläre Mitglieder und neun Stellvertreter.
Zimmermann argumentierte, ein größerer Untersuchungsausschuss würde in der Corona-Pandemie Probleme schaffen. „Wir müssen schon in Sitzungen des Finanzausschusses zum Teil auf die Besuchertribüne ausweichen, um den Abstand zueinander einhalten zu können.“ Im großen Format des Ausschusses hätten 18 reguläre Mitglieder und ebenso viele Stellvertreter im Raum sein können. „Da müssten wir eigentlich in den Plenarsaal ausweichen.“
Der inzwischen aus dem Dax geflogene Münchener Zahlungsdienstleister Wirecard hatte im Juni Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt und in der Folge Insolvenz angemeldet. Die Münchener Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das Unternehmen seit 2015 Scheingewinne auswies und ermittelt wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs. Der Untersuchungsausschuss soll klären, inwiefern die Bundesregierung sowie Behörden über Vorkommnisse bei Wirecard informiert waren und ob sie ihren Aufsichtspflichten nachgekommen sind.

dpa